Verspielte Orcas in Rausu (Pt. 32)

Die Shiretoko-Halbinsel ist ein spitzige Halbinsel und eine der abgelegensten Landschaften von Japan. Als wir am Nachmittag in Rausa ankamen, fuhren wir noch etwas der Ostküste entlang. In Rausa schien noch die Sonne. Je weiter wir gegen Osten zum Kap fuhren, desto düsterer wurde es: ein Regenbogen der feinsten Art, tiefliegende schwarze Wolken und ein fast schwarzes Meer, im Vordergrund Felsen und Schiffe, die noch durch die Sonne angestrahlt wurden. Herrlich und windig!

Am nächsten Tag: strahlendes Wetter, blauer Himmel, für uns Landratten eine ruhige See. Doch die Ausflugsboote, die entweder der Küste entlang fahren, um Bären zu suchen, oder die aufs Meer hinaus schippern, um Wale zu beobachten, fuhren nicht. Zu hohe Wellen! Zufällig stiessen wir dann im Internet wohl auf den Grund, warum die Kapitäne hier so vorsichtig sind oder so vorsichtig sein müssen. Im April 2022 sank ein Ausflugsboot mit 26 Personen.

So nahmen wir unseren Camper und fuhren wie am Vortag in Richtung Kap. Von einem Aussichtspunkt suchten wir die Küste noch Walen ab. Ein paar Mal sahen wir, wie vermutlich Wale Luft ausblasen. Auch mit dem Feldstecher war es nicht möglich, genaueres zu sehen. Dafür konnten wir die südliche Kurileninsel Kunashiri sehen, heute eine russische Insel. Vor dem zweiten Weltkrieg gehörten die südlichen Kurilen-Inseln zu Japan. Ein noch immer schwelender Konflikt zwischen Japan und Russland.

An der Ostküste gibt es zwei Stellen am Meer, wo heisses Wasser austritt. Wir hätten da ein warmes Bad nehmen können. Wobei das eine Onsenbad nur bei Ebbe genutzt werden kann (siehe Bilder in der obigen Galerie). Bei Flut ist es mit kaltem Meerwasser überschwemmt.

Wir nutzen dafür eine Outdoor-Onsen in den Bergen, die von Freiwilligen unterhalten wird. An diesem frühen Vormittag war das Männerabteil bereits gut besucht, im Frauenabteil war Anita alleine. Sie wusste darum nicht, wie so eine Aussenonsen funktioniert. Dani wurde von den vier anwesenden Japanern instruiert. Zusammen sitzt man auf Steinplatten rund um den Beckenrand, wäscht sich die Haare, seift sich ein, rasiert sich und nimmt immer wieder das sehr heisse Wasser mit einem kleinen Plastikbecken aus dem Pool und lässt es über sich laufen. Eine einfache Aussendusche! Nach gründlicher Reinigung darf man dann ins Becken.

Am nächsten Tag fuhren dann die Ausflugsboote. Eigentlich wäre unser Boot um 09:00 Uhr gefahren. Besammlung war um 8:30 Uhr. Wir waren etwas früher dort. Dann kam eine für Japan unübliche Hektik auf. Wir Passagiere mussten sofort die Schwimmwesten anziehen und kurz nach 08:30 Uhr fuhren wir schon los. Der Grund – so vermuten wir – war, dass die Orcas unmittelbar vor Rausu waren. Nach einer kurzen Fahrt waren wir schon mittendrin. Wir konnten sie nicht zählen, wir denken, dass es mehr als 30 Orcas waren, die uns umkreisten. Ob es eine Familie oder mehrere Familien waren, wussten unsere Guides nicht. Die Jungen spielten und tobten durch das Wasser, sprangen in die Höhe. Über zwei Stunden begleiteten wir diese Wale. Einfach unbeschreiblich!

Nach diesem eindrücklichen Schauspiel ging es dann über den Shiretoko-Pass an die Westküste.

Auf der Passhöhe sahen wir den höchsten Berg der Shiretoko-Halbinsel, der noch aktive Vulkan Rausu-Dake.

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