Archiv der Kategorie: Westen Russland

Moskau – roter Platz und Bolshoi-Theater

(Punkt 16 auf der Karte)

Der zweite Tag war ein Donnerstag und der Kreml geschlossen. Was ist dies für eine Planung! Dennoch fuhren wir ins Zentrum und spazierten auf den roten Platz herum. Dort fand – neben dem Tattoo – noch ein Wettkampf im Dressurreiten statt. Oder mit anderen Worten: der rote Platz war richtig vollgepackt. Entsprechend „klein“ ist er uns vorgekommen.

Das angrenzende GUM war natürlich ein Muss. War das GUM in Wladiwostock noch in der sowjetischen Zeit steckengeblieben,  so hat sich das GUM in Moskau in ein exquisites Einkaufscenter gewandelt. Die Architektur ist gewaltig!

Überhaupt sind im Zentrum von Moskau viele tolle Gebäude und Details zu bestaunen.

Unser Rundgang führte uns weiter zum Bolshoi-Theater. Die Kasse haben wir dann auch noch gefunden. Die Vorführungen im Hauptsaal waren auf Monate ausgebucht. Im neuen Saal stand heute Schwanensee auf dem Programm und es hatte noch Tickets! Wir haben zugeschlagen und haben dann ein wenig underdressed (Turnschuhe, Rucksack und Faserpelz) ein tolles Ballett genossen.

Camping in Moskau?

(Punkt 15 auf der Karte)

Unser nächstes Ziel war Moskau. Rund 12 Millionen Menschen leben hier. Berühmt berüchtig ist Moskau auch wegen dem Verkehrschaos. Moskau soll eine der Städte mit den längsten Autostaus sein.

Deshalb gingen wir richtig strategisch vor und rasteten rund 50 km vor dem Zentrum Moskau’s auf dem Parkplatz einer 24-Stunden-Tankstelle und Restaurant. Im Internet haben wir die Koordinaten eines Campingplatzes gefunden, der nur etwa 9 km vom roten Platz entfernt sein soll. Andererseits haben wir auch aus dem Internet, dass dieser Campingplatz nicht offen sein soll. Wir haben uns gesagt, wir versuchen es. Andernfalls nehmen wir ein Hotel. Der Weg zum Campingplatz, der uns das Navi vorschlug, führte uns mehr oder minder durch die Mitte Moskau’s. Wenn das nur gut geht!

Nach einen ausgiebigen Frühstück (für Daniel / man weiss ja nie, was noch kommt) fuhren wir am späteren Vormittag los. Wir dachten und hofften, dass wir so die Rush Hour umgehen konnten. Und siehe da, zwei kleinere Staus und schon überquerten wir die Moskwa und fuhren in den Sokolniki-Park. Kurz nach 12:00 und nach mehrmaligen Durchfragen bei den Parkwächtern fanden wir den Campingplatz. Er war etwas weiter im Park versteckt, als im Internet vermerkt.

Und es war nicht zu Glauben! Wir befinden uns 6 Metrostationen vom roten Platz weg in einer winzigen, geplegten Anlage inmitten eines riesigen Parkes. Wir waren hier in Russland nicht auf vielen Campingplätzen; dieser hier war jedoch absolut der Beste und dies mitten in Moskau! Grandios!

Gemütlich richteten wir uns ein und planten, was wir hier in Moskau anschauen möchten. Wir beschlossen heute nicht mehr ins Zentrum zu fahren. Wir luden die Fahrräder ab und putzen sie. Seit dem Baikalsee haben wir sie nicht mehr gebraucht. Entsprechend verdreckt waren sie. Dann radelten wir quer durch den Sokolniki-Park und dem angrenzenden Quartier, kauften das Abendessen ein. Es gab Gschwellti mit nicht russischem Käse!

Und jetzt hat uns der Herbst gefunden. Seit Moskau haben wir definitiv kein Kurze-Hose-Wetter mehr, dafür sind die Nächte sehr angenehm.

Nachhilfe in Literatur auf dem Weg nach Moskau

(Punkt 14 auf der Karte)

Um die lange Fahrt nach Moskau ein wenig zu etappieren, haben wir drei „kleinere“ Städte mal kürzer mal länger besucht und sind gemütlich durch die Strassen geschlendert: Yelets (Elets), Oryol (Orel) und Tula.

Überall hatte es Kirchen, Kirchen und Kirchen; doch Zwiebeltürme sind immer wieder faszinierend. Den Kremel in Tula haben wir nur von aussen sehen dürfen, da im inneren Bereich gröbere Bauarbeiten durchgeführt werden.

Drei berühmte russische Schriftsteller (Tolstoi, Turgenev, Bunin) haben in dieser Region gelebt und geschrieben. Leo Tolstoi hat uns was gesagt (Krieg und Frieden), von den beiden anderen hatten wir noch nie was gehört, dafür kennen wir Konsalik. Ist doch auch ein Russe, oder? Überhaupt haben wir uns viel lieber mit nicht so trockener Materie beschäftigt.

Yelets (Elets)

Oryol (Orel)

Tula

Auf der Strasse …

(Punkt 13 auf der Karte)

Ja, ja, die russischen Autofahrer, wir könnten hier Geschichten erzählen. Die meisten fahren wie wir. Aber eine nicht so kleine Minderheit kennt keine Geschwindigkeitstafeln und keine Sicherheitsstreifen. Beim Überholen werden die Warnblinker eingeschaltet und die entgegenkommenden Fahrzeuge müssen auf den Pannenstreifen ausweichen.

Von Rostov nach Voronezh stauten sich die Fahrzeuge wegen einer rund 30 km langen Baustelle. Wir steckten 2 Stunden fest: FahrstilFerienrückreiseverkehr und viele Lastwagen. An sich war eine einspurige Verkehrsführung signalisiert. Der Pannenstreifen war jedoch doppelt beleFahrstilgt.

Auch wird noch auf der Baustrasse neben der Fahrbahn „mehrspurig“ gefahren. Da heisst es einfach nur ruhig Blut bewahren und manchmal ein bisschen schadenfroh lächeln, wenn der eine oder andere Auspuff oder Kotflügel hängenbleibt.

Diese Strecke führte uns sehr nahe der ukrainischen Grenze entlang. Abgesehen von einem Militärkonvoi mit rund 60 – 70 Fahrzeuge haben wir nichts von den kriegerischen Auseinandersetzungen bemerkt. Pure Landidylle!

 

 

 

Im Kosakenland – Rostov am Don und Starocherkassk

(Punkt 12 auf der Karte)

Wer erinnert sich an den Bericht von Vladiwostok? Hier haben wir einem Russen, der eine Reifenpanne hatte, mit unserem KoRostovmpressor ausgeholfen. Er kam von Rostov am Don und hat uns dann als Dankeschön einen Schlüsselanhänger von seiner Heimatstadt geschenkt. Er hat uns gesagt, dass wir unbedingt Rostov besuchen sollten. Folgsam wie wir sind, haben wir dies nun gemacht!

Naja, wir wollten die Kosaken sehen. Fehlanzeige, wir haben alles andere gesehen, nur keine wilden Kosaken.

Starocherkassk war vor langer Zeit die Hauptstadt der Don-Kosaken. Immerhin, den letzten Kosaken haben sich noch in Metall gegossen (Bild 7)! Ansonsten hätte Dani noch ein Kosakengewand anziehen und Anita ihn dann fotografieren müssen. Solche Gewänder hätten wir zuhauf mieten können. Interessant ist Bild 8: die Gasleitungen zu den Häuser werden in vielen Ortschaften oberirdisch verlegt. Dies führt dann zu vielen Kurven und Verrenkungen.

Ein etwas ungewöhnlicher Parkplatz

(Punkt 11 auf der Karte)

Auf der Fahrt nach Rostov war fast alles wie sonst.


Parkplatz
Alles wie sonst? Nein, plötzlich sahen wir diesen Lieferwagen. Ein etwas ungewöhnlicher Parkplatz, oder?

Bitte entschuldigt die Bildqualität, es ist ein Standbild von unserer Dashcam. Wir kamen nicht dazu, ein richtiges Bild zu schiessen.

Und was gab es sonst noch zu erzählen? Wir hatten unsere dritte Reifenpanne. Zum Glück blieb der Steinsplitter im Reifen stecken. So war das Loch nicht so gross und wir konnten wieder die faule Variante mit dem Kompressor anwenden. Der nächste Reifenflicker war nur rund 20 km entfernt. Jetzt haben drei unserer in Japan gekauften Reifen einen Flick. Wann kommt der vierte an die Reihe?

Ferien vom Reisen am Schwarzen Meer

(Punkt 10 auf der Karte)

Eigentlich wollten wir uns als Abschluss unserer Russlandreise am Schwarzen Meer etwas erholen, bevor wir dann über Krim und die Ukraine heimfahren. Freund Vladimir wollte es anders. Wir haben unsere „Ferien“ deshalb etwas vorgezogen.

Nach den Bergen des westlichen Kaukasus fuhren wir Richtung Sotschi zurück. Die Stadt Sotschi haben wir durchfahren und einen Spaziergang an der Strandpromendade eingeschoben. Für weitere körperlichen Aktivitäten war kein Platz, es war zu heiss. Alle Souvenirläden mit Klimaanlage haben wir deshalb etwas intensiver besucht. Vom Berg Bolshoy Akhun hatten wir einen guten, wenn auch etwas dunstigen Blick auf Sotschi und den Berg Fisht genossen (Bild 3 und 4).

Danach fuhren wir der Küste entlang in Richtung der Insel Krim. War es um Sotschi noch sehr steil, verflachte die Landschaft je weiter westlich wir kamen. Die Küstenorte waren überfüllt mit Menschen und Autos, es war Hochsaison am Schwarzen Meer. Einen Parkplatz zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit. Der beste Weg für einen Parkplatz war, wenn wir direkt auf den Campingplatz fuhren und einen Platz buchten.

Auf diese Art hüpften wir von Ort zu Ort und landeten zuletzt in Anapa ganz im Westen und nur einen Katzensprung von der Krim entfernt.

Am Schwarzen Meer haben wir auf 5 „Campingplätzen“ übernachtet. Wir haben wohl die ganze mögliche Bandbreite gesehen, mit welcher Infrastruktur die russischen Campingplätzen die Gäste Camping„verwöhnen“. Zum Glück sind wir mit unserem Camper nahezu unabhängig. In Anapa auf unserem letzten Campingplatz am Schwarzen Meer war es so, wie wir uns einen sehr einfachen Campingplatz vorstellen. Hier haben wir wohl zum letzten Mal einen Grosswaschtag eingezogen.

Aber wir wolleCampingn nicht klagen, es war auf jeden Fall ein Erlebnis zu sehen, wie die russischen Urlauber ihre Ferien verbringen. Hier noch ein Beispiel eines Zeltes:

Bei den Alpinen in Krasnaya Polyana

(Punkt 9 auf der Karte)

Die Wettkämpfe, für die es Outdoor-Schnee brauchte, fanden nicht in Sotschi oder Alder sondern im roten Tal statt (in Krasnaya Polyana). Auch hier wurden Abermillionen von Rubel investiert in Anlagen und Hotelbauten. Ganze Resorts wurden aus dem Boden gestampft. In einem dieser Resorts, im Roza Khutor Alpine Resort, haben wir zwei Nächte verbracht und wollten uns von der Hitze erholen. Das letzte Bild zeigt das olympische Dorf der Alpinen.

Abkühlung erhofften wir uns von der Bergwanderung auf 2’500 Meter. Denkste, auch hier war es fast 30 Grad heiss. Am Abend haben wir uns dann entschlossen, ein Hotelzimmer zu nehmen, um uns von der Hitze erholen zu können.

 

Adler – das olympische Rimini

(Punkt 8 auf der Karte)

Sotschi haben wir uns für später aufgespart. Wir umfuhren die Stadt und fuhren bis fast zur Grenze zu Georgien. In Adler übernachteten wir und Anita’s genoss der eine oder andere Schwumm im Schwarzen Meer. In Adler herrschte Hochsaison und entsprechend voll waren Strand und Stadt. Es kam uns vor, als wären wir in einem italienischen oder spanischen Mittelmeerort im Juli: heisse Luft, viele Menschen, überall schmeckte es nach Sonnencrème. Ein grosser Unterschied war jedoch, dass alles sehr ruhig und gesittet zu ging, fast etwas langweilig.

Direkt in Adler wurde für Sotschi 2014 der Olympiapark aufgebaut. Eine riesige Anlage voller Hotels, Übernachtungshäuser, Sportanlagen und grosszügige Plätze. Einfach gigantisch, was hier gebaut wurde. Und alles direkt am Meer. Vieles ist jetzt noch im Bau, vor allem die Strand- und Bootsanlagen. Ob dies eine Investitionsruine wird?

Schmiergeldversuch im westlichen Kaukasus

(Punkt 7 auf der Karte)

Polizeikontrollen hat es in Russland an fast jeder Ecke. Seit mehreren Wochen wurden wir nicht mehr hinausgewunken. Grundsätzlich wären wir ja mit unseren CH-Schildern ein beliebtes Ziel. Da sehr viele russische Autofahrer sich nicht an Geschwindigkeitslimiten halten und auch Überholverbote grosszügig ignorieren, sind die russischen Polizisten mit russischen Übertätern voll beschäfigt und haben für uns keine Zeit.

Kurz vor Stavropol war es dann wieder so weit. Wir wurden von einer Polizeikontrolle gestoppt und mussten unsere Dokumente zeigen. Bei allen Kontrollen haben wir bisher immer nur die Farbkopien unserer Originale gezeigt. So auch hier. Eigentlich lief alles friedlich ab. Wir dachten schon, dass alles erledigt sei. Plötzlich wollte der Polizist nun den Original-Führerschein sehen. Irgendwie waren wir perplex und Dani gab ihm seinen internationalen Führerausweis. Dieser wurde geprüft und dann hiess es: es gibt ein Problem und Dani muss mitkommen. Er ging mit dem Polizisten in das Polizeigebäude.

Dort trohnte der Chef hinter seinem Schreibtisch. Er sagte ganz ernst, dass es ein „Protokoll“ geben wird. Er zeigte Dani eine Zeichnung eines seiner letzten Protokolle und erklärte ihm, dass er einen Sicherheitsstreifen überfahren hätte und ob es in Ordnung sei, dass es eine Strafanzeige gäbe. He, sicher nicht, war Dani’s Antwort, er solle uns erstmals zeigen, wo dieser Sicherheitsstreifen gewesen wäre. Er ignorierte uns, zückte die Schere und gab uns zu verstehen, dass er den internationalen Führerschein zerschneiden werde, wenn wir die Strafanzeige nicht akzeptieren würden. Halt, halt, so nicht!

Alle russischen Polizisten tragen auf der Brust eine Marke mit einer Personalnummer. Von Informationen aus dem Internet und vom EDA wussten wir, dass man sich bei Problemen mit der Polizei über die Botschaft bei der russischen Polizeibehörde beschweren kann. Zur Identifikation des Polizisten braucht man dann diese Personalnummer.

Dani schaute deshalb bewusst und ganz lange auf diese Nummer und sagte sie mehrmals leise und langsam auf. Nach einer Weile der Stille kam dann der Befehl, dass wir weiterfahren sollen. Wir waren sicher, dass wir keinen Sicherheitsstreifen überfahren hatten und denken deshalb, dass es ein Versuch war, uns Schmiergelder abzuknöpfen.

Am nächsten Tag dann nochmals dasselbe Spiel: wiederum wurden wir herausgewunken. Auch diesmal wollte der Polizist nicht die Kopien sondern die Orginale sehen. Dani’s gab ihm zu verstehen, dass er ihm die Originale nicht geben werde und dass die Kopien gültig seien. Punkt und Amen! Alle weiteren Bemerkungen wurden durch Dani mit Kopfschütteln und Nichtverstehen beantwortet. Nach ein paar Minuten wurde es ihm zu blöde und er schickte uns davon.

Neben diesen beiden Höhepunkten fuhren wir auf einer staubigen Bergstrasse langsam und reifenschonend von Stavropol nach Tuapse an das Schwarze Meer.