Schmiergeldversuch im westlichen Kaukasus

(Punkt 7 auf der Karte)

Polizeikontrollen hat es in Russland an fast jeder Ecke. Seit mehreren Wochen wurden wir nicht mehr hinausgewunken. Grundsätzlich wären wir ja mit unseren CH-Schildern ein beliebtes Ziel. Da sehr viele russische Autofahrer sich nicht an Geschwindigkeitslimiten halten und auch Überholverbote grosszügig ignorieren, sind die russischen Polizisten mit russischen Übertätern voll beschäfigt und haben für uns keine Zeit.

Kurz vor Stavropol war es dann wieder so weit. Wir wurden von einer Polizeikontrolle gestoppt und mussten unsere Dokumente zeigen. Bei allen Kontrollen haben wir bisher immer nur die Farbkopien unserer Originale gezeigt. So auch hier. Eigentlich lief alles friedlich ab. Wir dachten schon, dass alles erledigt sei. Plötzlich wollte der Polizist nun den Original-Führerschein sehen. Irgendwie waren wir perplex und Dani gab ihm seinen internationalen Führerausweis. Dieser wurde geprüft und dann hiess es: es gibt ein Problem und Dani muss mitkommen. Er ging mit dem Polizisten in das Polizeigebäude.

Dort trohnte der Chef hinter seinem Schreibtisch. Er sagte ganz ernst, dass es ein „Protokoll“ geben wird. Er zeigte Dani eine Zeichnung eines seiner letzten Protokolle und erklärte ihm, dass er einen Sicherheitsstreifen überfahren hätte und ob es in Ordnung sei, dass es eine Strafanzeige gäbe. He, sicher nicht, war Dani’s Antwort, er solle uns erstmals zeigen, wo dieser Sicherheitsstreifen gewesen wäre. Er ignorierte uns, zückte die Schere und gab uns zu verstehen, dass er den internationalen Führerschein zerschneiden werde, wenn wir die Strafanzeige nicht akzeptieren würden. Halt, halt, so nicht!

Alle russischen Polizisten tragen auf der Brust eine Marke mit einer Personalnummer. Von Informationen aus dem Internet und vom EDA wussten wir, dass man sich bei Problemen mit der Polizei über die Botschaft bei der russischen Polizeibehörde beschweren kann. Zur Identifikation des Polizisten braucht man dann diese Personalnummer.

Dani schaute deshalb bewusst und ganz lange auf diese Nummer und sagte sie mehrmals leise und langsam auf. Nach einer Weile der Stille kam dann der Befehl, dass wir weiterfahren sollen. Wir waren sicher, dass wir keinen Sicherheitsstreifen überfahren hatten und denken deshalb, dass es ein Versuch war, uns Schmiergelder abzuknöpfen.

Am nächsten Tag dann nochmals dasselbe Spiel: wiederum wurden wir herausgewunken. Auch diesmal wollte der Polizist nicht die Kopien sondern die Orginale sehen. Dani’s gab ihm zu verstehen, dass er ihm die Originale nicht geben werde und dass die Kopien gültig seien. Punkt und Amen! Alle weiteren Bemerkungen wurden durch Dani mit Kopfschütteln und Nichtverstehen beantwortet. Nach ein paar Minuten wurde es ihm zu blöde und er schickte uns davon.

Neben diesen beiden Höhepunkten fuhren wir auf einer staubigen Bergstrasse langsam und reifenschonend von Stavropol nach Tuapse an das Schwarze Meer.