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Es dampfte und roch! (Pt. 30)

Bei der Fahrt über die Hügeln von Sobetsu bis nach Noboribetsu-Onsen hatten wir den Vulkan Yotei immer im Blick.

Hier in Hokkaido hat es an den meisten Strassen in den Bergen solche Posten mit Pfeil. Wir denken, dass dies für den Winter ist und den Strassenrand markiert.

In Noboribetsu-Onsen ist das Höllental die Hauptattraktion.

Der heisse Ooyunuma-See speist ein kleines Flüsschen. Daneben ist der See wohl die Quelle des heissen Wassers für die zahlreichen Onsenbäder in Noboribetsu-Onsen.

Am kleinen Bach nach dem Ooyunuma-See gibt es ein Fussbad in mystischer Umgebung.

Noboribetsu-Onsen ist ein typischer Onsenort. Teilweise ist die Infrastruktur topp, auf der anderen Seite in die Jahre gekommen.

Die meisten Zeltplätze sind nicht für Camper geeignet, da es auf dem Platz keine Fahrwege hat und auch das Schlafen im Auto nicht erlaubt ist. Hier am Shikotsu-See haben wir es wieder einmal versucht und wir durften – auch ohne Reservierung – auf diesem herrlich gelegenen Campingplatz übernachten. Der Hirsch auf dem Abendspaziergang war dann das Tüpfchen auf dem i. Am anderen Morgen war es dann zuerst neblig trüb. Mit der Zeit verflog der Nebel und die Sonne und Wolken wechselten sich ab.

Das kleine Juwel – der Okotanpe-See – liegt etwas versteckt. Dummerweise war die Zufahrtsstrasse wegen Steinschlag gesperrt. Wir wanderten dennoch zum ersten Aussichtspunkt ausgerüstet mit Bärenglocke und mit Angst vor Steinschlägen. Am Aussichtspunkt sahen wir dann, dass die Strasse schon länger gesperrt sein muss, da der Aussichtspunkt zugewachsen war (siehe letztes Bild der obigen Galerie).

Etwas enttäuscht kehrten wir um und nahmen frisch gestärkt die andere heftigere Wanderung auf den Vulkan Tarumae in Angriff. Bald schon waren wir über dem Nebelmeer. Obwohl die Sicht diffus war, sahen wir in weiter Ferne den Vulkan Yotei nochmals.

Vulkan Yotei immer im Blick (Pt. 29)

Der Abstecher nach Sappora strapazierte unsere Nerven ein wenig. Mit unserem Camper mit einer Höhe von rund 3 Metern kommen für uns Parkhäuser nicht in Frage. Parkfelder im Zentrum einer japanischen Grossstadt zu finden, ist nicht so einfach. Dann kommt noch hinzu, dass fast alle gebührenpflichtigen Parkplätze eine Art Schiene aufweisen, die unter dem Fahrzeug hochgeklappt wird, sobald der Parkplatz belegt ist. Nach Bezahlen der Parkgebühr klappt diese Schiene wieder hinunter und man kann aus dem Parkfeld wegfahren. Soweit so gut, dies haben wir schon ein paarmal ausprobiert.

In Sappora kam dann die Breite unseres Fahrzeuges noch hinzu. Wir konnten zwar in Millimeterarbeit retour in das Parkfeld einfahren und standen dann doch plötzlich an. Das Problem war nun, dass der Befestigungsblock der Schiene nicht neben dem Parkfeld sondern etwas im Parkfeld stand. Mit unserem etwas breiteren Fahrzeug hatten wir keine Chance, neben diesem Block durchzufahren, da auf der anderen Seite ein anderes Fahrzeug parkiert war. Und über den Block wollten wir auch nicht fahren, weil dann das Fahrzeug geschwankt und an den Parkplatzlampen angeschlagen hätte. Tja, adieu Sapporo!

Eigentlich haben wir ja eh nicht richtig gewusst, was wir in Sapporo überhaupt anschauen wollten. Nur den Aussichtspunkt hatten wir uns vorgenommen. Mit der Seilbahn ging es auf den Berg Moiwa hinauf. Von dort hatten wir einen umfassenden Rundblick auf Sapporo. So aus der Ferne betrachtet war Sapporo dann irgendwie friedlich anzusehen.

Immer wieder sahen wir in den letzten zwei Tagen den Vulkan Yotei. Zu Beginn war er teilweise im Nebel verschwunden oder von dicken Wolken ummantelt. Dann gegen Abend tauchte er wieder auf. Am anderen Morgen hatten wir dann die klarste Sicht auf diesen imposanten Vulkan.

Auch der Toya-See zeigte sich zuerst von der bewölkten Seite.

Am nächsten Tag sah es dann wie im Bilderbuch aus.

Im kleinen Ort Toyako-Onsen war an diesem Wochenende ein Manga-Festival. Zufällig waren wir am Sonntag in diesem Ort. Zuerst sahen wir nur viele Leute, dann dass gewisse Menschen etwas speziell angezogen waren. Fast wie Fasnacht? Wir googelten und fanden heraus, dass es sich um ein Treffen von Manga-Fans handelt.

Nach diesem farbenfrohen Treiben war für uns eine schweisstreibende Wanderung angesagt. Anita hat sie gezählt: rund 900 Treppenstufen hinunter und wieder hinauf. Von der Bergstation der Seilbahn am Berg Usu ging es an den Kraterrand hinab. Der Usu ist immer noch aktiv. Entsprechend stinkte und dampfte es. Direkt daneben liegt wie ein Geschwulst der Berg Showa-Shinzan, der auf offenem Feld bei einem Ausbruch im Jahr 1943-45 entstanden ist (die letzten drei Bilder in der Galerie).

… und jetzt: auf nach Hokkaido! (Pt. 28)

Die Fähre von Niigata nach Otaru auf der Insel Hokkaido brauchte rund 18 Stunden. Wir dachten, dass wir eine Kabine gebucht haben, damit wir angenehm schlafen können. Naja, es waren dann zwei Schlafkojen in einem grossen Schlafsaal.

Eigentlich von der Konstruktion her ganz gut gelöst. Zu unseren beiden Schlafkojen war ein kleiner Gang. Links und rechts jeweils ein Loch, damit wir ins Bett steigen konnten. Oberhalb von unseren beiden Schlafkojen waren dann nochmals zwei Schlafkojen eingebaut, deren Eingänge jedoch in den Gängen links und rechts von uns waren. Etwas komplizierte Umschreibung!

Die Schifffahrt verlief sowas von ruhig, inkl. stimmungsvollem Sonnenuntergang und -aufgang. Die am Vortag noch kurz vor dem Einschiffen gekauften Mittel gegen Seekrankheit hätten wir nicht schlucken müssen. Um 03:30 Uhr wurden wir via Lautsprecher geweckt, um 04:30 Uhr begann dann das Ausschiffen.

Nach dem Frühstück im Camper (auf dem Schiff gab es nichts zum Frühstück) fuhren wir Richtung Shimamui-Küste. Zum Mittagessen probierte Dani roher Seeigel aus, naja! Schlecht wurde es ihm davon nicht.

Unser Hauptziel war das Kap Kamui. Spitz ragt hier ein Landstreifen in das Meer hinaus. Die Hänge waren von orangen Lilien verfärbt, die Farbe des Meers wunderbar.

Und weiter ging es der Küste entlang nach Iwanai. Unser Übernachtungsplatz hier war dann etwas weitläufig. Das WC war über zwei Strassen neben dem Busbahnhof. So hat es uns die Dame vom Touristbüro erklärt, meinten wir. Am anderen Tag haben wir dann gesehen, dass direkt neben unserem Übernachtungsplatz ein WC gewesen wäre.

Der Holzweg zur Sumpflandschaft Shinsen-numa war stark zugewachsen und die Holzbalken fehlten teilweise oder waren morsch. Bei der Spendenbox haben wir dann aufgerundet. Wie viele Zentimeter Weg dies dann geben wird? Sicher nur ein paar.

Der Abstecher zum Ort Goshiki Onsen zeigte uns, wie schwierig es ist, eine einstmals neue Infrastruktur am Leben zu erhalten.

Dafür war es dann in Niseko sowas von pompös: riesige Hotelanlagen, luxuriöse Blockhäuser, moderne Ferienhausanlagen. Und ein Sushi-Restaurant vom Feinsten:

Auf der Alpenroute (Pt. 27)

Die Alpenroute verbindet die beiden Präfekturen Nagano und Toyama über die nördlichen japanischen Alpen. Dazu werden verschiedene Transportmittel genutzt. Geprägt von den geschlossenen Seilbahnen haben wir im Internet recherchiert, ob die Alpenroute in Betrieb ist. Und siehe da: Status offen. Weiter stand geschrieben, dass es sinnvoll wäre, eine Reservation vorzunehmen.

Wir sagten uns: wir versuchen es ohne Reservation und übernachten gerade vor der Standseilbahn in Tateyama. Der nette Mann von der Info teilte uns am Vorabend mit, dass der Ticketschalter um 06:40 Uhr öffnet. Den Wecker haben wir um 05:15 Uhr gestellt. Und das in den Ferien! Aber ein Frühstück und Kaffee musste doch noch sein. Etwas vor 06:40 Uhr waren wir vor der Kasse. Und es hatte schon eine Warteschlange! Und um 07:00 Uhr ging es dann los. Perfekte japanische Organisation und geordneter Ablauf!

Ohne Halt fuhren wir mit Standseilbahn und Bus direkt bis nach Murodo auf fast 2’500 Meter über Meer. Der Mikuriga-Ike See war zum Glück nicht mehr vollständig vom Schnee bedeckt und so spiegelten sich die umliegenden Berge auf der Wasseroberfläche.

Nur aus der Ferne durften wir das Jigokudani-Tal bestaunen. Die Wege in und durch das Tal waren wegen giftigen Gasen gesperrt. Den Schwefelgeruch konnten wir auch auf den Aussichtspunkten noch „geniessen“.

Das Schneehuhn war auch nicht mehr weiss und stolzierte ohne Angst über die Felder. Das männliche Schneehuhn (warum heisst es nicht Schneehahn?) hat einen roten Hautwulst um die Augen. Wir vermuten deshalb, dass unser Schneehuhn ein männliches war.

In Japan kann es in den Höhen mehrere Meter Schnee geben. Der Schneekorridor kann dann bei Murodo bis 18 Meter hoch sein. Bei uns warten es noch ca. 8 Meter.

Der Rundgang über die Midagahara-Sumpflandschaft und die Wanderung zum 350 Meter hohen Shomyo-Wasserfall rundeten unseren Abstecher in die japanischen Alpen ab.

Und jetzt ging es wieder zur Küste und dann in Richtung Norden bis nach Niigata, wo wir die Fähre nach Hokkaido nehmen möchten.

In der Region Kamikochi (Pt. 26)

Neblig trüb war unser Beginn in den japanischen Alpen. Und dann war auch die Seilbahn beim Vulkan Ontake noch geschlossen. Also fuhren wir weiter nach Shirahone Onsen. Hier genossen wir das Openair-Bad in der engen Schlucht und planten die nächsten Tage.

Unser nächstes Ziel war Kamikochi, einer der Hotspots in den japanischen Alpen. Für das Wochenende wäre zwar perfektes Wetter angesagt gewesen. Schönes Wetter, Hotspot, oje! Dies würde sicher bedeuten: viele Menschen. Denn nach Kamikochi kann man nicht mit dem privaten Fahrzeug in das Tal fahren, sondern man muss den Bus nehmen.

Deshalb entschieden wir uns, dass wir bereits am Freitag den Bus nach Kamikochi nehmen werden, auch wenn wechselhaftes Wetter vorhergesagt wurde. Okay, wir waren frühmorgens an diesem Freitag unterwegs und im Bus nach Kamikochi waren nur wir zwei.

Die berühmte Kappa-Bashi konnten wir dann fast alleine geniessen. Wir wanderten weiter in das Tal hinein. Auf einem Schild wurden darauf hingewiesen, dass es vor ein paar Tagen eine Bärensichtung gab. Und wir hatten unsere Bärenglöckchen im Auto gelassen! War dies eine Bärentatze im Morast?

Etwas angespannt wanderten wir weiter. Wir läuteten die festinstallierte Bärenglocke auf dem Wanderweg lieber zweimal als keinmal.

Bären haben wir keine gesehen, dafür eine grosse Affenfamilie.

Über die alte Passstrasse fuhren wir am nächsten Tag nach Hirayu. Mit Sperberaugen und etwas Fantasie sieht man auf der nachfolgenden Bildergalerie auf dem zweiten Bild den etwas rauchenden Vulkan Yake.

In Shinhotaka wollten wir eigentlich die Seilbahn nehmen. Wie auch schon beim Ontake war die Seilbahn wegen Wartungsarbeiten geschlossen, und zwar bis Anfangs August. So lange wollten wir nicht warten. Deshalb mussten wir das Bergpanorama von unten bestaunen, weil uns die Wanderung hinauf zur Bergstation und dann noch weiter zu den Berggipfeln zu anstrengend und zu schweisstreibend gewesen wäre.

Hügel voller Teepflanzen in Wazuka (Pt. 25)

Bei der Einreise in Japan haben wir die übliche Aufenthaltsbewilligung von 90 Tagen erhalten. Da wir jedoch 4 Monate in Japan bleiben möchten und wir im Vorfeld im Internet gelesen hatten, dass Schweizer ohne Visum 180 Tage in Japan bleiben dürfen, haben wir bereits bei der Einreise am Flughafen versucht, diese 180 Tage zu erhalten. Dies hatte jedoch nicht geklappt.

Gemäss Einreisebestimmungen müssen wir nun bei einer der regionalen Einwanderungsbehörden vor Ablauf dieser ersten 90 Tage die weiteren 90 Tage bewilligen lassen. Unser Plan war, dass wir ab anfangs Juni versuchen, diese Bewilligung zu erhalten. Wir haben dann gegoogelt, wo überall diese regionalen Einwanderungsbehörden wären. Es gibt nicht so viele und die meisten sind – logisch – in den grössten Städten.

Auf der Fähre nach Hinase haben wir recherchiert, dass es in Himeji („nur“ eine halbe Million Einwohner) eine Einwanderungsbehörde gibt. Da das Wetter für solche administrative Arbeiten ideal war und Himeji für uns Landeier gerade noch überblickbar sein könnte, haben wir den Versuch gestartet. Die Behörde in Himeji und auch einen halblegalen Parkplatz haben wir gut gefunden.

Dani hat die Einreisebestimmungen auf Englisch und auf Japanisch vom Internet heruntergeladen und den drei jungen Beamten vorgelegt. Dann mussten wir uns setzen und warten. Aus den Augenwinkeln sahen wir, dass fleissig gesprochen und der PC und das Handy zum Einsatz kamen. Nach fast einer Stunde wurden wir aufgerufen und wir mussten beide jeweils ein Formular ausfüllen. Diese wurden wieder geprüft. Nach einer weiteren Stunde war alles in Ordnung und wir wurden aufgefordert, die Gebühr zu bezahlen. Dazu musste Dani zu einem Kiosk im Nebengebäude gehen und dort zwei Marken kaufen. Diese Marken wurden dann auf die beiden Formulare geklebt und wir erhielten den Pass mit der Aufenthaltsverlängerung zurück. Nach diesem Nachmittag in einem schwülen Büro ohne Ventilator und offenem Fenster war unser nächstes Ziel nur noch ein Übernachtungsplatz zu finden.

Am nächsten Tag umfuhren wir die Grossstädte Kobe, Osaka und Kyoto. Unser Ziel war Wazuka bzw. die Teeplantagen in den Hängen um Wazuka.

Der nächste Morgen war bewölkt, die Wettervorhersage mittelprächtig. Kommt nun die Regenzeit, die fünfte Jahreszeit im südlichen und mittleren Japan? Schon vor einiger Zeit haben wir bestimmt, dass wir nach Hokkaido (die nördlichste Insel von Japan) ausweichen würde, sobald die Regenzeit beginnen sollte. Und zwar, dass wir eine der Fähren über lange Distanzen nehmen würden. Nagoya wäre dafür eine Möglichkeit gewesen. Da jedoch für die nächsten Tage in den japanischen Alpen die Wettervorhersage okay war, haben wir entschieden, zuerst noch einen Schwenker durch die japanischen Alpen zu machen und dann in Niigata die Fähre zu nehmen.

Nach einer langen Fahrt auf der Autobahn sind wir in der Region Kiso angekommen. Ein üppiges Mittagessen mit gegrilltem Aal und saftigem Rindssteak auf dem Tischgrill war der Lohn. Das Bad in einer etwas in die Jahre gekommenden Onsen war mehr nützlich als genussvoll.

Sodoshima: die Oliveninsel (Pt. 24)

Wir verliessen Takamatsu und damit die Insel Shikoku mit der Fähre zur Insel Sodoshima. Die Route durchquerte einen Teil des Seto-Inlandsees. Wegen den vielen Inseln wird der Seto-Inlandsee auch als japanische Ägäis bezeichnet.

Vielleicht wegen dem Übernamen „japanische Ägäis“ kam jemand auf Sodoshima auf die Idee, Olivenbäume zu pflanzen. Oder vielleicht war es gerade umgekehrt? Weil jemand Olivenbäume setzte, wird der Inlandsee auch japanische Ägäis genannt. Den ersten Olivenbaum sahen wir in Tonosho. Den mussten wir natürlich fotografieren. Er befand sich im Garten eines stilvollen Cafés mit einem „glutschigen“ Glacé-Angebot.

Doch bevor wir die nächsten Olivenbäume sahen, waren die Reisterrassen von Nakayama ein Hingucker. Es war Sonntag und die ganze Familie, gross und klein, half mit, die Reisterrassen für den Anbau vorzubereiten.

So, und nun waren die Olivenbäume an der Reihe. Die grösste Ansammlung sahen wir im Olivenpark. Dort soll der älteste Olivenbaum Japans stehen und rund 120 Jahre alt sein. Olivenöl aus einheimischen Oliven konnten wir kaufen. Eingelegte Oliven zum Apéro oder so gab es nicht bzw. wurden aus spanischen Oliven hergestellt (?).

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag durch die Kankakei-Schlucht wandern und von den Aussichtspunkten auf die japanische Ägäis blicken. Der Nebel war jedoch so dicht, dass eine Wanderung zwar denkbar gewesen wäre, aber ohne Ausblicke wäre es die Anstrengung nicht wert gewesen. Wir verliessen deshalb Sodoshima mit der Fähre nach Hinase.

Flauer Magen und schweissige Hände (Pt. 23)

Einst gab es im Iya-Tal mehrere dieser Lianenbrücken. Mittlerweile gibt es noch drei davon. Die Kazura-Bashi in Nishi-Iya ist die bekannteste, weil am einfachsten erreichbar. Da wir in unmittelbarer Nähe übernachteten, konnten wir am frühen Morgen, bevor die vielen Touristenbussen ins Tal rauschten, die Brücke besichtigen und überqueren. Langsam, mindestens eine Hand immer am Geländer, ging es Schritt für Schritt über die Brücke. Das perfide war, dass die Balken gerade so weit auseinanderlagen, dass es nicht ging, mit dem Fuss jeweils auf zwei Balken zu stehen. Und dann wackelte das Ganze auch noch!

Wir fuhren noch weiter ins Iya-Tal hinein. Natürlich wurde die Strasse wieder enger und kurviger. Und das Beste war, dass es noch eine Umleitung gab. Wir mussten zu einem Dörfchen die Talseite steil hinauf- und wieder hinunterfahren. Dies auf einer Strasse, die etwas breiter als unser Camper ist. Links eine offene Entwässerungsrinne, rechts das steile Bord. Kurven, die wir dank dem guten Wendekreis noch gerade schafften. Fast keine Ausweichstellen und zum Glück nur ein Fahrzeug, dass uns entgegenkam und dass an einer Stelle, wo wir kreuzen konnten. Diese zwei Kilometer fuhren wir wie auf Nadeln. Retourfahren zu müssen, wäre der Horror gewesen.

Nach rund 25 km kamen wir ins Dorf Nagoro. Es hat den Übernamen „Vogelscheuchendorf“. Eine Bewohnerin hatte die Idee, die Verstorbenen des Dorfes als Vogelscheuchen abzubilden und sie bei ihren gewohnten Tätigkeiten darzustellen. Das Dorf hat etwas mehr als 20 Einwohner und rund 300 Vogelscheuchen.

Nach dieser Entspannung besuchten wir auch die beiden anderen Hängebrücken: die doppelten Lianenbrücken von Oku-Iya. Bei diesen waren die Balken noch weiter voneinander entfernt. Schon etwas mutiger, jedoch immer noch mit grösster Sorgfalt überquerten wir die beiden Brücken.

Es sei noch gesagt, dass Dani die Brücken, bevor er sie überquerte, eingehend untersucht hatte: die Grundkonstruktion der Brücken besteht aus ein paar Stahlseilen. Hat es uns beruhigt? Naja, es kann ja immer noch morsche Balken oder brüchige Lianen haben. Und die Höhe und der Blick in die Schlucht, die bleiben.

Der nächste „Adrenalin-Kick“ hatten wir dann auf der Seilbahn am Berg Tsurugi. Auf jedem Masten war ein Lautsprecher installiert. Eine weibliche Stimme wiederholte mit einschläfernder Hintergrundmusik in Endlosschlaufe wohl irgendwelche Sicherheitsbestimmungen. Jeweils knapp über Boden brachte uns die Sesselbahn in 15 Minuten ca. 250 Meter höher. Wir mussten aufpassen, dass wir den Ausstieg nicht verschliefen. Danach wanderten wir auf den Berg Tsurugi und rasteten in einer liebevoll eingerichteten und verzierten Berghütte.

Als Abschluss unserer Reise durch Shokuku besuchten wir den Ritsurin-Park in Takamatsu und probierten natürlich die berühmten Udon-Nudeln aus. Diese sind in der Präfektur Kagawa meistens viereckig und nicht – wie sonst üblich – rund.

Quer durch die Insel: von West nach Ost (Pt. 22)

Nach der wilden, regnerischen Fahrt durch das Shimanto-Tal und durch diverse Seitentälern sind wir ausgelaugt in Yusuhara angekommen. Am nächsten Morgen lachte uns die Sonne entgegen und wir spazierten durch ein Dorf, wo man spürt, dass die Bevölkerung ein schönes Dorfbild haben möchte. Man beachte den Migroswagen in japanischer Grösse, angepasst auf die dortigen Strassenbreiten.

Die Fahrt auf den Jiyoshi-Pass war wieder was für starke Nerven. Den letzten Teil war schon etwas eng für unseren „Lastwagen“. Zum Glück kamen uns nur ganz wenige Fahrzeuge entgegen. Die Brücke übrigens ist nur noch für Fussgänger gedacht, früher war das noch anders.

Das Karstgebiet des Tengu-Hochlands ist eine der drei grossen Kartstlandschaften in Japan.

Danach ging es quer durch das bergige Shikoku bis nach Oboke. Geradeaus ging es nur, wenn wir wieder mal über eine Brücke fahren durften.

Die Oboke-Koboke-Schlucht ist bekannt für Riverrafting. Das fand ohne uns statt.

Dafür waren wir im unteren Teil des Iya-Tals wieder in Dani’s Element: eng und kurvig und mit herrlichen Ausblicken in die tiefe Schlucht. Grandios! Früher sollen – gemäss Recherche – die japanischen Jungs den Standort des Manneken Pis genutzt haben. Wie viel ging wohl vor Angst in die Hose?

Und jetzt wird es eng und kurvig (Pt. 21)

Als wir am Abend in der Region Tosashimizu ankamen, schien die Sonne noch prächtig. Der nächste Vormittag fing heiss und schwül an. Nach einem kurzen Spaziergang durch Tosashimizu waren unsere T-Shirts schon verschwitzt.

Die Küste um das Kap Ashizuri ist gebirgig. Wir unternahmen immer wieder grössere und kleinere Spaziergänge. Die Klippen hinab und wieder rauf: so können unsere T-Shirts ja nicht trocknen!

Auch die engen Strassen waren nicht unbedingt dazu da, uns zu kühlen.

Das Fussbad hatte zwar einen unverschämten Ausblick und das Thermalwasser war auch nicht so heiss. Eine Abkühlung war es aber auch nicht.

So freuten wir uns auf ein Onsenbesuch am Abend. Wir haben von unserem Campervermieter eine App mit den öffentlichen Onsen erhalten. Bei der ersten hiess es: nur für Hotelgäste. Auch bei der zweiten: kein Zutritt.

Hmmh? Müssen wir doch noch ins Meer? Der Strand bei Oki wäre dafür ideal. Hier soll das Meer nie unter 20 Grad sein.

Beim dritten Versuch klappte es dann doch noch! Frisch gewaschen und fein duftend kamen wir aus der Onsen. Ja, und ab dann regnete es den ganzen Abend und den ganzen nächsten Tag. Warum sind wir überhaupt in das Onsenbad gegangen? Wir hätten ja nur in den Regen stehen müssen.

Die Fahrt entlang des Flusses Shimanto wäre ohne Regen schon etwas angenehmer gewesen. Wir fuhren teilweise auf einspurigen, kurvigen, unübersichtlichen und schmierigen Strassen, durch dunkle Wälder mit durch den Regen tiefhängenden Ästen und inmitten steilen Hängen und Felswänden. Der feine Duft nach dem Onsenbad vom Vorabend war schnell verfolgen. Zum Glück hatten wir fast kein Gegenverkehr.

Damit bei Hochwasser die Brücken weniger oft weggespült werden, haben die alten Brücken kein Geländer. Das Wasser kann dann besser über die Brücke fliessen und die Baumstämme verfangen sich weniger an der Brücke. Die meisten Brücken wurden in der Zwischenzeit neu und dann höher über dem Fluss gebaut. Einzelne alte Brücken sind jedoch noch in Betrieb. Und natürlich mussten wir eine solche ausprobieren. Anita wollte dann noch, dass Dani etwas rückwärts fährt, damit unser Camper besser in den Bildausschnitt passt. Ja, dass war dann ein komischen Gefühl!