Alle Beiträge von sed

Sollen wir?

(Punkt 8 auf der Karte)

In Chabarowsk hatten wir an sich entschieden, die 1’700 km „Umweg“ nach Wladiwostok nicht unter die Räder zu nehmen bzw. auch nicht mit der Eisenbahn in den Süden zu fahren sondern in Richtung Baikalsee aufzubrechen. Als wir dann am Vormittag in Chabarowsk nochmals durch die Stadt schlenderten und die Wetterprognose für die nächsten Tage nochmals prüften, haben wir uns umentschieden. Wir fahren nach Wladiwostok!

Und was wir alles verpasst hätten:

    • Wir fuhren in diesen 5 Tagesetappen durch eine mehrheitlich ebene Landschaft.
    • Zwischendurch haben wir vereinzelte Dörfer und Häuser gesehen. Wir haben an den Strassenständen Aprikosen (schmeckten wie viele unserer Walliser Aprikosen: mehlig), Tomaten, Honig etc. gekauft. Ebenfalls haben wir an einer Wasserstelle unsere Wasservorräte aufgefüllt. Das Wasser war dann aber bereits nach 2 Tagen braun. Zum Waschen reichte es noch alleweil!
    • Bei 35 Grad waren schattige Plätze gefragt. Wir waren von der Qualität der Rastplätze überrascht. Gut, die Toiletten wären teilweise verbesserungswürdig. Die Klosomaten von Japan sind definitiv Geschichte! Das Essen war jeweils eine Überraschung, da wir ja nicht wussten, was uns die freundlichen Serviertöchtern zusammengestellt haben. Es war immer lecker!
    • Nach Rechtsverkehr in Japan haben wir uns hier in Russland bereits an den Linksverkehr gewöhnt. Doch sind wir hier weiterhin Exoten, da die meisten russischen Fahrzeuge rechtsgesteuert sind?! Es ist billiger und erst noch qualitativ besser, ein japanisches Auto zu importieren als ein russisches zu kaufen. In Wladiwostok werden sie entladen und dann einzeln (Bild 1) mit einer Stange geschleppt und geschützt mit Blechen und demontierten Scheinwerfern oder in Sattelschleppern (Bild 2) über die holprigen Strassen transportiert. À propos Strassen: unser Wagenheber war bereits im Einsatz. Zum Glück war nicht einer unserer Reifen kaputt. Wir haben einem Russen mit unserem Wagenheber ausgeholfen. Dafür haben wir nun einen Schlüsselanhänger von Rostow am Don. Weiter wurde unser Fahrzeug zweimal mit irgendwas Giftigem (oder so?) bespritzt.

 

 

 

Modern und pulsierend – Chabarowsk

(Punkt 7 auf der Karte)

Wie Komsomolsk liegt auch Chabarowsk am Amur. Chabarowsk ist das pulsierende, wachsende Zentrum von Sibirien und hat über eine halbe Million Einwohner. Gespürt haben wir dies als erstens am Verkehr. Als wir gegen Abend in die Stadt fuhren, herrschte ein Riesenchaos. Wir kamen nur schrittweise vorwärts. Dann war es auch schwierig, ein Hotelzimmer zu bekommen. Erst beim sechsten Hotel hatten wir Glück. Wir fanden Unterschlupf in einem – jetzt renovierten – Hotel im Stil der altsowjetischen Baukunst (siehe letztes Foto).

Wir schlenderten durch die Strassen des Zentrums und fühlten uns wie in einer Stadt bei uns: viele Menschen auf der Strasse, überall Ess- oder Getränkestände, guter Espresso.

In Chabaroswk war es das erste Mal für uns, dass wir in einem Restaurant (mit Bedienung, nicht Schnellimbiss) unmittelbar nach der Bestellung bezahlen mussten.

Komsomolsk-na-Amure – in der Datscha Chruschtschow’s

(Punkt 6 auf der Karte)

Nach den Eindrücken von Sakhalin sind wir in einer neuen Welt gelandet: Komsomolsk am Amur! Die Stadt hat uns gefallen und wir blieben 2 Nächte.

Übernachtet haben wir in der Datscha des ehemaligen Parteiführers Nikita Chruschtschow (so stand es jedenfalls geschrieben). Mittlerweile heisst die Datscha anders. Und als wir dann im Internet etwas recherchierten, stellte sich heraus, dass diese Datscha in Windeseile erstellt wurde, als Chruschtschow seinen Besuch aus dem fernen Moskau ankündigte. Innert Wochen wurde das Gebäude erstellt. Chruschtschow flog dann aber nur bis Chabarowsk.

Die Fläche unseres „Zimmers“ war sicherlich doppelt so gross wie diejenige unseres heutigen Wuhrweg-Domizils. Gut, die Badewanne hat gewackelt, die Lavabo-Armatur fiel auseinander.

Anita war richtig im Element. Nach 7 Tagen ohne grössere Warenhäuser und Shops füllten wir unsere Vorräte auf und genossen das Dolce far Niente.

Mit dem Fahrrad und zu Fuss sahen wir uns die Stadt an. Es wird überall gebaut und alte Gebäude werden renoviert. Es heisst, dass Komsomolsk-na-Amure das kleine St. Petersburg wäre. Na, dann freuen wir uns auf St. Petersburg.

 

Geflüchtet!

(Punkt 5 auf der Karte)

Campingplätze, wie wir sie kennen, gibt es in Russland nicht. Die Russen, die zelten möchten, stellen ihr Zelt irgendwo in der freien Natur hin und machen ein grosses Feuer (gegen die Kälte und die Mücken).

Auf der Insel Sakhalin haben wir an der Küste etwas oberhalb eines solchen „Festzeltes“ übernachtet. Ein andermal haben wir auf dem Parkplatzes eines Denkmals geschlafen. Dies alles mit einem guten Gefühl.

Als wir hier auf dem Festland einen solchen Stellplatz abseits der Strasse suchten, wurden wir inmitten im Nirgendwo fündig. Es waren zwei kleine Weiher: ein Übrigbleibsel eines Steinbruches für den Strassenbau. Wir parkten und richteten uns für die Nacht ein.

Plötzlich hörten wir ein Autogeräusch und oberhalb der Strasse zu den Weiher sahen wir den Kühlergrill eines Offroaders. Das Fahrzeug wartete ein paar Sekunden, fuhr zurück, wendete und rauschte davon.

Wir dachten nichts dabei und nahmen unser Nachtessen und Dani ein kühles Bier zu sich. Alles wie gewöhnlich. Nach dem Nachtessen schlug Anita noch einen kleinen Spaziergang vor. Ok, wir stiegen etwas zum Steinbruch hinauf und spazierten um eine Kurve. Hinter dieser Kurve sahen wir dann zwei Russen, die zu den Weihern hinunterschauten. Haben die uns die ganze Zeit beobachtet? Waren dies die beiden mit dem Offroader?

Wir kehrten schleunigst um, stiegen in unser Fahrzeug und fuhren davon – nicht gerade mit rauchenden Reifen, jedoch zügig. Anita fuhr das erste Mal auf russischen Strassen. Mehr oder weniger gekonnt wich sie den Schlaglöchern aus. Zum Glück hatte Dani vorher ein Bier zur Beruhigung getrunken. Erst nach rund 60 km bei der ersten überwachten Tankstelle mit 24-Stunden-Betrieb haben wir gehalten. Hier fühlten wir uns wieder auf sicherem Boden und übernachteten.

Vielleicht taten wir den beiden Unrecht, doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

Abwechslungsreiche Fahrt von Vanino nach Lidoga

(Punkt 4 auf der Karte)

Die rund 350 km von Vanino nach Lidoga waren sehr abwechslungsreich. Nur Berge, Wälder, Wiesen und Bäche, kein einziges Dorf, keine Tankstelle, fast kein Verkehr: so haben wir uns Sibirien vorgestellt.

Die Landschaft blieb, die Strassenverhältnisse wechselten jedoch sehr häufig. Es gab „Autobahn“-Abschnitte, geteerte Strassen mit plötzlich auftretenden Schlaglöchern von beträchtlicher Grösse und Tiefe und nicht geteerte, holperige Abschnitte mit schon etwas instabilen Brücken.

 

 

 

 

Überfahrt mit russischer Fähre

(Punkt 3 auf der Karte)

Drei Nächte Sakhalin sind genug. Neblig, kalt (10 Grad), Regen und ein paar Mal die Sonne und dann unsere etwas getrübte Stimmung.

Gemäss Eigenwerbung der Reederei betreibt sie zwischen der Insel Sakhalin und dem Festland eine schwimmende Autobahn. Eine Überfahrt dauert rund 16 Stunden (meist über Nacht). Bis zu drei Fähren sind – beladen mit ganzen Güterzügen – täglich im Einsatz.

Die Buchung der Fähre war dann keine schnelle Sache. Da wir ein Fahrzeug verschiffen wollten, konnten wir nicht direkt bei der Fähre buchen sondern mussten uns an eine bestimmte Speditionsgesellschaft wenden. Wir kein Russisch, unsere jüngere Ansprechperson kein Englisch. Mühsam versuchte sie uns etwas zu erklären, bis wir endlich verstanden haben, dass wir in einer Stunde nochmals kommen sollten. Dann war eine weitere ältere Frau anwesend und die Buchung ging fix voran. Wir buchten eine Kajüte inkl. einem delikaten Essen.

Das Schiff hatte schon die eine oder andere Gebrauchsspur. Die „Hausdamen“ hielten es jedoch gut in Schuss. Alles war sauber. Die Dusche war perfekt.

Morgen um 02:00 Uhr wurden wir mit strenger Stimme und hartem Schlag an die Kajütentüre geweckt. Die „Hausdame“ erklärte uns, was wir alles zu tun haben (Bett abziehen, Badwäsche zurückgeben, Schlüssel abgeben). Und dann mussten wir die Kajüte verlassen, damit sie noch vor Ankunft geputzt werden kann.

Insel Sakhalin – nichts für Warmduscher

(Punkt 2 auf der Karte)

Es war uns bewusst, dass die Unterschiede in der Kultur und in der Infrastruktur zwischen Japan und der Insel Sakhalin beträchtlich sein werden. Die Lebensumstände hier sind sehr hart. 90 % der Bauten sind verfallen oder dem Zerfall preisgegeben. Es hat viele grosse Mehrfamilienhäuser, die nur aus den Aussenmauern ohne Fenster und ohne Dach bestehen, wohl noch aus der Planwirtschaft vor Jahren entstanden und nie fertiggestellt. Weitere Häuser sind bewohnt, aber in einem Zustand, wo wir uns fragen, wie die Menschen im Winter darin überleben können. Im Kontrast dazu steht der Luxus und die Vielfalt, die wir im Hauptort der Insel (Yuhnzo-Sakhalinsk) in einem Shoppingcenter angetroffen haben.

Unsere kleine Rundreise auf der Insel Sakhalin zeigte uns viele schöne Landschaften, aber die aus unserern Sicht sehr harten Lebensumstände drückte auf unsere Stimmung.

Klar, die nicht geteerten Strassen haben wir erwartet. Die Strasse an der Ostküste war noch geteert. Als wir dann die Insel durchquerten, musste es dort vorher heftig geregnet haben. Entsprechend glitschig und schlammig war die Strasse. Zwei- oder dreimal hatten wir Bedenken, dass wir stecken bleiben würden. Aber alles gutgegangen! Gut, das Fahrzeug war dann etwas schmutzig.

Einreise geklappt!

(Punkt 1 auf der Karte)

Am frühen Morgen des 19. Juni fuhren wir mit etwas mulmigem Gefühl die letzten 100 Meter auf japanischem Boden. Mulmig nicht (oder nicht nur) wegen der bevorstehenden Aus- und Einreiseformalitäten sondern vor allem deswegen, weil wir mit unseren CH-Kennzeichen noch auf japanischen Strassen herumkurven mussten. Doch es ging gut, keine Polizei war in der Nähe!

Mit einer perfekten Unterstützung durch das Personal der Fährgesellschaft war die Fahrzeugkontrolle der Zollbehörde schnell erledigt und wir konnten das Fahrzeug verladen. Puh, dies ging schon mal problemlos! Was erwartet uns wohl auf der russischen Seite?

Da der Wetterbericht gut war, verzichteten wir auf die Tabletten gegen die Seekrankheit. Die Überfahrt verlief ruhig.

Wie geplant sind wir um 16:30 Uhr (Zeitumstellung von 2 Stunden, obwohl wir nur rund 100 km nordwärts fuhren!?) in Korsakov ankommen. Die anderen Passagiere versammelten sich beim Ausgang. Da wir die einzigen mit einem Fahrzeug waren, wurden wir angewiesen, im Vorraum zu warten. Wir sahen, wie im Nebenraum ein Sitzungsraum eingerichtet wurde. Dann kam Hektik auf: fünf russische Personen wurden begrüsst. Dani musste in den Sitzungsraum, Anita war nicht erwünscht. Kopien unserer diversen Dokumente wurden geprüft und mussten durch uns unterschrieben werden. Verstanden haben wir nichts, der eine Russe hat Dani immer gezeigt, was er wo schreiben musste. Der „Chef“-Zöllner stand dann plötzlich auf und ging die Treppe hinunter. Der „Dolmetscher“-Zöllner zerrte Dani vom Stuhl und zog ihn in den Laderaum der Fähre: Kofferraum und alle anderen Türen öffnen, Taschen öffnen, die eingepackten Souvenirs von Anita auspacken, Veloträger erklären, Motornummer zeigen etc. Der „Chef“-Zöllner prüfte alles, ein kurzes Nicken und dann rauschte er davon. Die Abnahme war erfolgt!

Dann ging es zurück zu den anderen Passagieren und wir warteten darauf, dass wir das Schiff verlassen dürfen. Am Hafen stand ein Bus. In diesen Bus mussten alle einsteigen und dann fuhren wir zur Passkontrolle. Ein Ukrainer und wir waren die einzigen, die keine Immigrationskarte hatten (vorher auf der Fähre haben wir das japanische Personal gefragt, ob wir irgendwelche Einreiseformulare ausfüllen müssen. Nein, nein hiess es!). Die anderen Passagiere waren alles Russen oder Japaner, die wohl keine solche Karte brauchen.

Deshalb zurück und die Karte ausfüllen (mit Hilfe einer russischen Frau ging dies problemlos) und nochmals anstehen. Die Passkontrolle war schnell erledigt. Dann musste Dani wieder zum Bus. Dieser fuhr ihn zurück zum Schiff, damit er das Fahrzeug aus der Fähre ausladen kann. Zwei Stunden nach Ankunft fuhren wir durch die Schranken des Hafens.

Wo nun übernachten? Nach einer kurzen Ortsbesichtigung stand für uns fest, dass wir hier in Korsakov nicht im Fahrzeug übernachten wollten. Auf der Fähre haben wir zum Glück einen russischen Werbeprospekt über die Insel Sakhalin und mit 4 Ortsplänen gefunden. Natürlich war alles in russischer und japanischer Schrift geschrieben. Aber H heisst ja entweder Hotel oder Hospital, haben wir uns gedacht. Dank Navi war das Hotel schnell gefunden und mit Hilfe des illustrierten Wörterbuches konnten wir ein Zimmer – wenn auch etwas harzig – buchen. Das anschliessende Nachtessen schmeckte überraschend gut.

Am anderen Morgen sahen wir uns nochmals Korsakov und die nähere Umgebung an. Vielsprechend war es nicht. Die verfallenen oder halb fertiggestellten Häuser getrauten wir uns erst gar nicht zu fotografieren.

Auf dem Markt war unser Fahrzeug gleich umzingelt. Sie bestaunten den Veloträger und läuteten die Glocke. Das Angebot auf dem Markt war auch für Vegetarier vielfältig. Das Café mit den Biertapeten war einfach, die Wirtin äusserst liebenswürdig. An sich ein gelungener Einstieg, wenn da die Häuserruinen, die marode Infrastruktur und der allgegenwärtige Abfall nicht wären!

Episödchen in Wakkanai

(Punkt 15 auf der Karte)

Neben kleineren „Wartungsarbeiten“ an Mensch (Erholung, Speck anfuttern für Russland, Wäsche) und Maschinen (neue Reifen und Ersatz Glühlampen beim Camper, Disk für Fotosicherung, Gasbomben für Kocher etc.) haben wir zwei kleinere Geschichten, die sich lohnen zu erzählen.

Geldwechsel Yen / Rubel

Bereits bei der Einreise in Russland sind gewisse Abgaben in Rubel zu leisten. Deshalb haben wir gedacht, wir wechseln hier in Wakkanai Yen in Rubel. Wir haben an rund CHF 1’000 gedacht, d.h. ca. 35’000 Rubel.

Wir gingen auf eine Bank und wollten den Umtausch tätigen. Zuerst füllten wir ein Formular aus und mussten neben der Adresse angeben, dass wir 35’000 Rubel wollten. Die Schalterbeamtin holte eine Riesentabelle hervor und suchte den Rubelkurs. Und dann tippte sie wie wild auf dem Taschenrechner herum. Die ersten Berechnungen stellten sie nicht zufrieden. Sie rechnete nochmals und sagte uns dann, dass sie rund 11’000 Yen möchte (also rund CHF 100). Wir fragten, ob dies wirklich stimme könne. Ja, ja, dies stimme. Wir schauten uns an und sagten uns dann, dass wir vielleicht mit dem Kurs nicht richtig liegen. So über drei Währungen im Kopf kann es schnell mal ein Kommafehler geben.

Sie nahm die 11’000 Yen und ging zum hinteren Schreibtisch, der mit einem Computer ausgerüstet war. Oh, ah und weitere Geräusche und Blicke während sicher 5 Minuten: dann kam sie wieder zu uns. Sie sagte, es stimme nicht, es wären rund 120’000 Yen. Wir gaben ihr den neuen Betrag und füllten das Formular nochmals aus.

Sie ging wieder an den hinteren Schreibtisch und tippte und tippte und tippte. Dann kam sie wieder zu uns und meinte, dass sie nur maximum 30’000 Rubel ausbezahlen kann. Dies wären 103’000 Yen. Ok, neues Formular, neues Glück.

Sie ging wieder zurück und jetzt spuckte der Drucker einen Beleg aus. Mit diesem Beleg ging sie zum Hauptkassier und holte die Genehmigung zur Auszahlung.

Nach mehr als 30 Minuten hatten wir endlich die Rubel in unseren Händen. Die Marge der Bank muss ja riesig sein, wenn Fremdwährungskäufe so lange dauern!

Zahnplombe

Dani hat vor mehreren Wochen eine Zahnplombe verloren. Soll er zu einem Zahnarzt oder nicht? Anfangs ging es gut. Jedoch seit ein paar Tagen „ziehte“ es ein wenig. Was nun? Wenn es in Russland schlimmer wird, dann doch lieber ein japanischer Zahnarzt als ein russischer? Google maps sei dank, wir luden eine Liste der Zahnärzte hier in Wakkanai mit Adresse und Standort herunter. Die ersten drei befinden sich rund um den Hafen. Wir suchten diese ersten drei auf. Alle waren sehr höflich, aber wollten Dani nicht behandeln.

Ok, wir gingen zum Tourismuscenter und fragten bei einer Auskunftsperson nach, ob sie uns helfen könnte. Wir würden bar bezahlen. Sie griff zum Telefon und konnten im zweiten Anlauf einen Termin vereinbaren. Sie zeigte uns auf der Karte, wohin wir gehen mussten. Es war einer der drei Zahnärzte, die wir schon aufgesucht hatten.

Pünktlich war Dani in der Praxis und musste erstmals in Wartezimmer. Das Wartezimmer sah richtig schmuck aus (siehe Bild 1). Es gab sogar ein „Guggerzytli“. Nach 30 Minuten kam die Zahnarztgehilfin und erklärte Dani, dass sie ihn nicht behandeln könne und wir eh den falschen Zahnarzt aufgesucht hätten. Hmhm, was lief denn hier falsch? Sie gab uns eine andere Adresse ausserhalb von Wakkanai.

Dort angekommen, schaute uns die Vorzimmerdame vorwurfsvoll an. 45 Minuten Verspätung! Wir erklärten ihr das Malheur. Sie verschwand und kam mit einer leeren Patientenakte zurück. Wir füllten sie aus.

Das Wartezimmer war hier weniger schmuck (siehe Bild 2). Man beachte die beiden PET-Flaschen an der Decke. Es tropft hier wahrscheinlich manchmal!

Zahnarzt Zahnarzt

Dann ging’s in den Behandlungsraum. In Japan bestehen viele Zahnartzpraxen nur aus einem Raum mit mehreren Behandlungsstühlen. Dieser hier war auch so. Dani wurde auf einen Stuhl geführt. Und dann kam der schon etwas ältere Zahnarzt und sah sich den Zahn an. Er bellte einen Befehl und Dani wurde in den Röntgenraum geführt. Der Röntgenraum war sehr altertümlich (noch keine digitale Fotos).

Zurück auf dem Stuhl hiess es erstmals warten. Während dieser Zeit putzte er auf dem Nebenstuhl das künstliche Gebiss eines älteren Japaners (also das Gebiss war nicht im Mund!) und plauderte mit dem Patienten. Nach dieser Reinigung war Dani’s Röntgenbild entwickelt und er begutachte es so nebenbei. Dann griff er zum Bohrer und riss Dani’s Mund mit dem Zeigefinger im Mund in die richtige Position. Er bohrte und bohrte, bis es richtig weh tat. Dann ging das Licht über dem Stuhl aus und der Bohrer stand still. Alle Knöpfe drücken nützten nichts, der Bohrer machte keine Wank mehr. Der Schweizerzahn ist scheinbar härter als ein japanischer!

Dani musste den Behandlungsstuhl wechseln und weiter ging es. Dann kam das übliche Prozedere (Füllung, Trocknen, Schleifen und so) und fertig war es. Obwohl die Geräte sehr alt waren, gibt es an der Arbeit des Zahnarztes nichts auszusetzen. Gut, er war etwas grob, aber dies kennt Dani noch vom alten Sissacher Zahnarzt bestens.

Es wird ja immer viel über die hohen japanischen Behandlungskosten geschrieben. Die neue Zahnplombe kostet uns 6’000 Yen (also rund CHF 55). Geht noch, oder?

Akan Nationalpark – ein würdiger Abschluss

(Punkt 14 auf der Karte)

Glücklicherweise haben wir die temporäre Autonummer erhalten! Es wäre schade gewesen, wenn wir den Akan Nationalpark nicht hätten besuchen können.  Er ist ein würdiger Abschluss unserer Japanreise. Gut, dass liebe Wetter hätte etwas besser sein können. Jedoch auch der Nebel hat seine schönen Seiten.

Der Mashu-See ist eine der schönsten Seen Japans! Ein paar Mal hat er sich enthüllt.

Um den Berg Lou sind diverse hellgelbe Schwefellöcher vorhanden. Es fauchte und stinkte ordentlich. Unsere Kleider gingen flugs in die Wäsche. Da die dreckige Wäsche auch im Camper war, blieb der Geruch sicher zwei Tage. Der Kussharo-See hätte ein heisses Openair-Bad gehabt. Dummerweise hatten wir das Badtuch vergessen. Zum Trocknen an der frischen Luft war es definitiv zu frisch.

Der Ort Akan und der gleichnamige See mit seinen kugelrunden Algen waren unsere letzte Station. Wir genossen nochmals die japanische Küche. Etwas Wehmut machte sich breit.