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Ruhiger Ausklang im südlichen Hokkaido (Pt. 40)

Noch während unseren Wanderungen im Daisetsuzan-Nationalpark waren wir im regen Kontakt mit unserem Vermieter. Wir konnten ihn mit Bilder von unseren Reifen überzeugen, dass alle unsere vier Reifen gewechselt werden müssen. Er organisierte vier neue Reifen in Sapporo und wir fuhren nochmals in diese grosse Stadt. Es hat alles wunderbar geklappt.

Und mit neuem Profil ging es über Niseko an die Westküste. Beim Rastplatz in Niseko waren wir vor ein paar Wochen schon mal. Diesmal waren die Markstände der lokalen Produzenten übervoll. Es herrschte ein emsiges Treiben.

Bei wechselhaftem Wetter fuhren wir gemütlich der Küste von Iwani nach Süden. Dieses Gebiet ist wenig erschlossen. Das Meer und die meist steinige Küste waren die Aussichten auf dieser dreitägigen Fahrt bis in die Nähe von Hakodate.

Dazwischen gab es jedoch noch eine Besonderheit. Zwischen den Inseln Honshu und Hokkaido unterquert die Eisenbahn das Meer. Bei Shiriuchi ist der eine Tunneleingang. Auf der Aussichtsplattform warteten wir auf einen Shinkansen-Schnellzug.

Wir umrundeten den Vulkan Komagatake. Ein erster Blick auf ihn hatten wir bei einem Spaziergang durch den Park beim See Onuma. Die Rückseite des Vulkans sahen wir dann am nächsten Tag, als wir über Mori nach Shikabe fuhren, um dort einer der wenigen Geysire in Japan zu sehen.

Wir haben uns schon ein paar Mal gewundert, warum in Fischerdörfern vor vielen Häusern ein grosses Schotterfeld vorhanden ist und kein schöner japanischer Garten. Jetzt glauben wir es zu wissen: diese Schotterfelder werden zum Trocknen von Algen verwendet. Bei einem Familienbetrieb fragten wir, ob wir Bilder von ihnen beim Waschen der riesigen Wakame-Algen knipsen dürfen. Die gewaschenen Algen wurden dann nicht auf einem Schotterfeld ausgelegt sondern zum Trocknen in einem Trocknungsraum aufgehängt.

Diese Wakame-Algen werden in der japanischen Küche häufig verwendet: so auch in der Miso-Suppe, die wir als Beilage zum Sashimi in einer kleinen Sushi-Beiz im Hafen erhielten.

Der Openair-Onsen Mizunashikaihin war zwar unbenutzt. Am Rand tummelten sich jedoch Hunderte von unappetitlichen Käfern (oder was dies auch gewesen sein mag), die das warme Wasser auch geniesen wollten. Sie flüchteten zwar von uns. Dennoch verzichteten wir auf das Bad, zumal es eh Flut war und das Becken von Zeit zu Zeit vom Meerwasser überschwemmt wurde.

Der Vulkan Esan (E-San) war unsere letzte Sehenswürdigkeit, die wir auf Hokkaido besuchten. Beim Feierabend-Bier genossen wir am Strand unseren letzten Abend auf Hokkaido.

Am nächsten Morgen nahmen wir die Fähre von Hakodate nach Oma. Fast sechs Wochen waren wir in Hokkaido und haben viele unvergessliche Momente erlebt.

Viele Schweisstropfen im Daisetsuzan-Nationalpark (Pt. 39)

Vor rund einer Woche war es hier noch trüb und neblig gewesen. Deshalb hatten wir uns damals entschieden, zuerst nach Wakkanai zu fahren und dann später – sofern das Wetter mitspielen würde – nochmals in den Daisetsuzan-Nationalpark zu fahren. Und hier waren wir nun: im riesigen Daisetsuzan-Nationalpark.

Unsere erste Wanderung führte uns auf den Kurodake. Zuerst ging es gemütlich mit einer Seilbahn und einem Sessellift hinauf. Vom Sessellift haben wir den Kurodake bereits sehen können.

Dann war aber fertig lustig. Es ging steil hinauf auf den Gipfel und dann wieder etwas runter auf ein Hochplateau. Und dann das Ganze wieder zurück.

Vorallem auf dem Hochplateau waren die alpinen Wildblumen in Blüte.

Die Kogennuma-Rundwanderung führt durch ein Gebiet, wo es viele Bären haben kann. Am Vortag war der gesamte Rundweg noch gesperrt, weil Bären gesichtet wurden. Als wir beim Startpunkt in Daisetsu Kogen Onsen ankamen, informierte uns die Rangerin, dass nur ein Teil des Weges offen ist. Nach einer 5-minütigen Instruktion durften wir dann losmarschieren. Und tatsächlich: auf dem Weg sahen wir Spuren, die wohl von der Fressorgie des Vortages waren.

Einem Bären sind wir nicht begegnet. Oder haben wir ihn im dichten Gestrüpp einfach nicht gesehen?

Schon als wir beim Startort der Kogennuma-Wanderung ankamen, haben wir gesehen, dass wir hinten links einen platten Reifen haben. Wir standen nun vor der Frage: Radwechsel oder Wanderung? Da die Wanderung wegen den Bären nach 13:00 Uhr nicht mehr gestartet werden kann, entschieden wir uns für die Wanderung. Natürlich hatten wir auf der Wanderung den anstehenden Radwechsel immer im Hinterkopf. Oje, kommt das gut? Daisetsu Kogen Onsen ist wohl einer der dümmsten Orte hier in Japan für eine Panne: kein Handyempfang, kein Wifi, 10 km von der Teerstrasse entfernt, 40 km bis zum nächsten Ort (wobei dieser Ort nur aus ein paar Hotels besteht). Ohne Manual haben wir das Reserverad und die Werkzeuge in den vielen Versteckmöglichkeiten von unserem Camper gefunden. Doch das blöde Reserverad konnten wir – auch mit Hilfe von zahlreichen Helfer – nicht vom Unterboden lösen. Ein Guide informierte uns, dass der Onsen ein Festnetztelefon hat und wir dies nutzen können. Wir riefen unseren Vermieter an und dieser bot den Pannendienst auf. Nach 3 Stunden kam er und schwupps war das Reserverad montiert.

Am nächsten Tag stand die Wanderung auf den Asahidake auf unserem Programm. Nach dem steilen Aufstieg ging es um den Vulkan herum wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück.

Wir haben einen guten Zeitpunkt erwischt: auch auf dieser Rundwanderung sahen wir eine Vielzahl von blühenden Wildblumen.

Nach drei anstrengenden Tagen gingen wir den nächsten Tag ruhiger an. Lohnende Aussichtspunkte, die wir beim ersten Besuch in Biei (siehe Blumenmeer um Biei (Pt. 36) nicht oder nur im Nebel besucht haben, fuhren wir nun mit dem Camper ab.

Adieu Wakkanai! (Pt. 38)

Unsere Wetterprognose-Tools sind nicht immer einfach zu interpretieren. Mittlerweile denken wir, dass die japanische Meteoanstalt eher vorsichtige Prognosen stellt und die Apple-App eher positiv unterwegs ist. Die grobe Tendenz, in welche Richtung das Wetter sich entwickelt, ist zum Glück meistens die gleiche. So wurde für die nächsten Tage schönes bis bewölktes Wetter prognostiziert und es war auch so.

Wir verliessen Wakkanai bei blauem Himmel. Noch zu Wakkanai gehört das Kap Noshappu. Höhepunkt war nicht der rotgestreifte Leuchtturm sondern die Hirschfamilie, die – zwar vorsichtig und wachsam – in aller Ruhe auf den Grasflächen des kleinen Ortes frühstückte.

Danach ging es der Westküste entlang nach Süden. Die beiden Inseln Rebun und Rishiri und den Vulkan Rishiri-Fuji sahen wir in der Ferne. Beim Hamayuchi-Garten spazierten wir den Strand entlang auf der Suche nach allerlei Dinge. Die Muscheln und Schneckenhäuser hätte Anita am liebsten mitgenommen. Wir fürchteten jedoch den etwas strengen Geruch. Und Auskochen schien uns zu aufwändig. Das Bild einer Jakobsmuschel am Strand muss somit als Erinnerung reichen.

In der Sarobetsu-Ebene wurden viele Jahre Torf abgebaut. Jetzt gehört dieses Gebiet zum Rishiri-Rebun-Sarobetsu-Nationalpark.

Mehr per Zufall fuhren wir zum Leuchtturm beim Kap Kompira. Neben einem wunderbar gelegenen Campingplatz mit Onsen wird hier ein Blumengarten gehegt und gepflegt.

Kurz darauf verliessen wir bei Tomamae die Küstenstrasse und fuhren in Richtung Shibetsu ins Landesinnere.

Gefunden: den Manschurenkranich (Pt. 37)

Es wäre unser Plan gewesen, nach den Blumengärten von Biei noch die eine oder andere Wanderung im Daisetsuzan-Nationalpark zu machen. Wie schon die letzten Tage war das Wetter wechselhaft, eine Wanderung im Nebel oder sogar im Regen keine tolle Variante. Der Ranger meinte zwar, dass wir über dem Nebelmeer wären. Die Webcam, die auf den Vulkan Tokachi gerichtet war, lieferte Live-Bilder, die etwas anderes vermuten liessen. Deshalb entschieden wir uns, weiter in Richtung Norden zu fahren und dann beim Retourweg – und sofern das Wetter stimmt – nochmals in den Daisetsuzan-Nationalpark zu gehen. Also ab nach Nordosten in Richtung Ochotskisches Meer.

Hokkaido ist eine landwirtschaftlich geprägte Insel. So gibt es frische Melonen in Hülle und Fülle. Die saftige Melone, die wir unterwegs zu Mittag assen, schmeckte köstlich. Die Früchte hier in Japan haben eine sehr gute Qualität und dafür auch ihren Preis. Unsere Melone z.B. kostete umgerechnet rund CHF 20.00.

Die Melone assen wir noch mit Sonnenschein. Je näher wir der Küste kamen, desto nebliger wurde es. In Mombetsu nieselte es dann, auch am Tag darauf die gleiche Suppe. Dennoch unternahmen wir einen Spaziergang in den Hafen und besichtigten die Eisbrecher-Schiffe. Das alte ist auf Säulen befestigt. Dadurch haben wir die Unterseite mit den vier riesigen Spindeln sehen können, die sich in das Eis bohren. Eine spezielle Technik!

Und dann gondelten wir der Küste entlang und sahen in der Auenlandschaft neben der Strasse zwei weisse Punkte. Zuerst hielten wir es für zwei Plastikstücke. Wir hielten an und sahen durch den Feldstecher: zwei Mandschurenkraniche. Cool! Bis zu 1.5 Meter gross kann er werden, die Flügelspannweite ist zwischen 2.2 bis zu 2.5 Meter. Zum Glück ist er so gross, sonst hätten wir diesen seltenen und sehr scheuen Vogel übersehen (siehe Beitrag „Wo ist der Mandschuren-Kranich? (Pt. 31)„).

Weitere Sehenswürdigkeiten an dieser rauhen Küste fanden wir nicht. Oder wir sahen es nicht durch den trüben Nieselregen.

Am nördlichsten Punkt Japans, dem Kap Soya, windete es heftig. Bei klarer Sicht hätten wir die Inselspitze von Sachalin sehen können. Sie ist nur etwas mehr als 40 Kilometer entfernt.

In Wakkanai harrten wir der Dinge und hofften auf schöneres Wetter. 16.1 Grad waren schon etwas kühl. Kannten wir doch von unserer ersten Japan-Reise im 2014. Die Wetteraussichten für morgen sind gut, jedoch nur in der Apple-App. Auf der Homepage der offiziellen jap. meteorologischen Anstalt sieht es morgen noch etwas anders aus. Schauen wir mal!

Wakkanai selber ist keine sehenswerte Stadt. Für uns ist sie jedoch mit vielen Erinnerungen vollgepackt. Und darum haben wir sie nochmals besuchen wollen. Sah alles noch so aus wie im 2014. Nur dass die russisch angeschriebenen Ladenlokale diesmal leerstanden. Der Eigentümer / Koch im Restaurant K La Seine war immer noch der Gleiche. Er hatte ein riesige Freude, als Dani ihm ein Foto von ihm aus dem Jahr 2014 zeigte.

Blumenmeer um Biei (Pt. 36)

Auf der Fähre nach Hokkaido kamen wir mit einer Japanerin aus Sapporo ins Gespräch. Sie fragte nach unseren Zielen, die wir in Hokkaido besuchen würden. Wir zeigten ihr unsere markierten Punkte auf der Karte. Sie meinte, dass wir die Region Biei erst im Juli besuchen sollten, weil die Blumen Mitte / Ende Juni noch nicht blühen würden. Deshalb haben wir den Schwenker in den Osten zum Shiretoko-Nationalpark gemacht. Diese etwas spezielle Route führte dazu, dass wir zweimal quer durch Hokkaido fuhren: zuerst Richtung Osten und jetzt wieder zurück in den Westen, in die Region um Biei.

Eigentlich haben wir gedacht, dass wir die Blumenfelder von Weitem sehen würden und zweitens, dass es wilde Blumenfelder wären. Alles falsch gedacht: die Blumen werden in speziellen Parks gepflanzt. Im Hinode-Park bei Kamifurano ist der Lavendel die dominante Sorte.

Beim blauen Teich in Shirogane fragten wir uns, ob dieser natürlich entstanden ist. Im Internet haben wir dann nachgeschlagen: er ist künstlich und doch per Zufall entstanden. Nach einem Vulkanausbruch im 1988 wurden im Fluss Schutzbauten gegen Schlammlawinen gebaut. Dabei ist der Teich entstanden.

Der wohl bekannteste Blumenpark ist der Shikisai No Oka Park. Ein paar Kilometer im Umfeld hat es dann noch weitere Parks und vor allem Aussichtspunkte. Wir planten eine Rundwanderung und besuchten als Erstes diesen Park am frühen Vormittag. Zum Glück waren wir kurz nach Parköffnung hier. Die Busladungen kamen dann später.

Beim Shinei-no-Oka Aussichtspunkt sollten wir eigentlich das Bergpanorama sehen können. Da war aber nichts. Die Wolken waren zu tief und es fing auch noch zu regnen an. Und dann mussten wir feststellen, dass das mit der Rundwanderung auch nicht so klappen würde bzw. wir einen riesigen Umweg machen müssten. Kurzum: wir wanderten zurück zum Camper.

Am nächsten Tag, das Wetter war immer noch wechselhaft, fuhren wir sicherheitshalber mit dem Fahrzeug durch die Gegend rund um Biei. Es gab berühmte Bäume zu bestaunen, die in irgendwelchen japanischen Werbe- und Spielfilmen mal gezeigt wurden. Der Eichenbaum hier wird rege besucht und jeder/jede möchte ein Bild mit ihm . Dabei war es nicht mal ein grosser Baum, naja!

Dafür fanden wir eine Bäckerei mit leckeren Sachen. Das Oliven- und auch das Früchtebrot war nicht ein Brot mit Oliven und Früchten, sondern Oliven und Früchte mit etwas Brot drumherum. Und richtig gut gebacken. Das Gipfeli war ein mehrschichtiges, filigranes Meisterwerk mit butterigem Geschmack.

Der Garten bei dem Hügel von Zerubu war ein weiterer sehenswerter Stopp auf unserer Rundfahrt um Biei.

Auf vulkanischen Spuren im Akan-Mashu-Nationalpark (Pt. 35)

Im Akan-Mashu-Nationalpark befinden sich zahlreiche Kraterseen. Wir kamen über den Bihoro-Pass und sahen den ersten dieser Seen: den Kussharo-See, Regenbogen inklusive:

Der Kaminokoike ist eher ein Teich. Er wird jedoch gespiesen durch eine unterirdische Quelle in der Mitte des Teichs. Das Volumen an Wasser, das täglich aus dem Loch strömt, soll riesig sein.

Einer der klarsten Seen weltweit ist der Mashu-See. Tiefblaues Wasser! Wie lange noch? Unser Wanderziel wäre der Kamui-Vulkan gewesen: es war uns jedoch zu heiss, so die Ausrede.

Vom Kraterrand des Mashu-Sees konnten wir schon unser nächstes Ziel sehen: die Schwefelfelder des Io-Vulkans.

Es roch schon etwas streng nach Schwefel und es zischte gehörig. Zum Glück kam der Wind aus unserer Richtung. Somit windete es grösstenteils den Gestank von uns weg.

Die beiden Vulkane Meakan (im Hintergrund) und Oakan (im Vordergrund) sind die beiden dominaten Berge am Akan-See, die wir von einem Aussichtspunkt sehen konnten.

Berühmt ist der Akan-See wegen seinen Kugelalgen. Dieses Kugeln können einen Durchmesser von bis zu 30 cm erreichen. Auf einer Insel des Akan-Sees können solche Kugelalgen in einem Aquarium bestaunt werden. Direkt im See haben wir keine gesehen.

Auf der Schifffahrt hatten wir den Meakan und der Oakan immer im Blick.

Am Akan-See befindet sich eine der grössten Ainu-Siedlungen, den ursprünglichen Einwohnern von Hokkaido. In einem versteckten Ainu-Restaurant haben wir sehr gut zu Mittag gegessen: Lachs für Anita, Hirsch für Dani. Die Hauptstrasse des Ainu-Dorfes machte für uns eher den Eindruck eines grossen Verkaufs- und Showparkes.

Der anstrengende Teil im Akan-Mashu-Nationalpark haben wir uns für den Schluss aufgespart: 800 Höhenmeter rauf und runter. Wir stiegen auf den noch aktiven Vulkan Meakan. Ausgangspunkt für unsere Wanderung war in der Nähe vom Onneto-See. Auf diesem Bild sehen wir links den Meakan (unser Ziel) und rechts den Akan-Fuji.

Den Blick zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Links oben der Onneto-See. Wer findet Anita auf diesem Bild? Dieses Foto haben wir beim Abstieg geschossen. Da konnten wir wieder lachen.

Die Vulkanlandschaft auf dem Meakan und rund um den Gipfel war sehr beeindruckend.

Raus aufs Ochotskische Meer (Pt. 34)

Nach den aufregenden Tagen wollten wir es nun etwas ruhiger angehen. Der Wasserfall Oshinkoshin war mal ein Anfang dafür.

Das Wildblumenfeld Kushina kurz vor Shari strahlte ebenfalls eine Stille und Ruhe aus. Die Lilien waren zwar schon am Verblühen. Auf unserem Spaziergang fanden wir noch ein paar schöne Exemplare.

Auf den sogannten Michi-no-eki-Raststätten hat es meistens einen Markt mit lokalen Spezialiäten. Wenn wir im Supermarkt Fische kaufen möchten, dann nutzen wir immer unser Übersetzungsprogramm. Viele Fische und Meerestiere sind dann aus Zucht und kommen von Chile, Indien, Ecuardor etc. Von diesen Dingern lassen wir die Finger. Auf den Michi-no-eki Marktständen hat es zum Glück fast immer lokale Produkte. So auch in Shari: dieser geräucherte Wildlachs war richtig gut und ein Knabberspass. Schade, dass wir nicht mehr davon gekauft haben.

Der schmale Landstreifen zwischen dem Ochotskischen Meer und dem Tofutsu-See ist Teil des regionalen Nationalparks Abashiri. Wir sahen nochmals viele Lilien und kleine Bahnhöfe mit gluschtigen Snacks.

In Abashiri übernachteten wir auf einer Michi-no-eki-Raststätte. Dort sahen wir einen Prospekt für eine Schifffahrt auf das Ochotskische Meer. U.a. die grossen Wale können gesehen werden, wurde auf dem Prospekt versprochen. Und schon war sie vorbei, unsere ruhige Phase. Wir buchten für den nächsten Tag eine Schifffahrt. Und raus ging es auf einem kleinem Schiff auf das grosse Ochotskische Meer.

Die Delphin-Familie war zu schnell für uns. Wir waren ja auf gemächliche grosse Wale eingestellt. Unsere Bilder wurden unscharf, so überrascht wurden wir von den hyperschnellen Tiere. Als wir dann gerüstet waren, war die Familie schon wieder weg.

Wir fuhren und fuhren immer weiter ins Meer hinaus. Und es geschah: nichts mehr. Nach über einer Stunde Fahrt sahen wir dann Abertausende von Wasservögeln. Unser Kapitän steuerte mitten in diese Vögel. Diese stoben wild auseinander.

Dann tauchte ein einzelner Delphin auf und spielte mit unserem Schiff. Er tauchte links und rechts von unserem Schiff auf und schon war er wieder auf Tauchstation. Alles viel zu schnell für uns. Meistens konnten wir nur die Wasserspritzer auf Bildern festhalten. Ein paar Mal erwischten wir ihn jedoch.

Und das war dann die Ausbeute von unserem Ausflug. Die grossen Wale versteckten sich irgendwo im Ochotskischen Meer.

Auf Hokkaido wird fast kein Reis sondern sehr viel Getreide und Gemüse angepflanzt. Riesige Felder von Weizen, Kartoffeln, Kabis, Melonen, Zucchettis etc. sahen wir auf der Weiterfahrt zum Akan-Mashu-Nationalpark.

Der Bär ist los im Shiretoko-Nationalpark (Pt. 33)

Im Shiretoko-Nationalpark hat es die grösste Braunbärenpopulation Japans. Wir hofften, dass wir da einen Blick auf unseren ersten japanischen Bären würden ergattern können. Unsere Basis für die nächsten drei Nächte war Utoro, direkt am Eingang zum Nationalpark.

An unserem ersten Tag fuhren wir in den Nationalpark hinein. Schon nach zwei Kilometer sahen wir unseren ersten japanischen Braunbären. Er suchte neben der Fahrstrasse nach Nahrung und liess sich durch nichts ablenken. Ein schönes Exemplar, oder?

Wir fuhren weiter bis zum Wasserfall Kamuiwakka, immer schön langsam und den ganzen Wald absuchend. Kein weiterer Erfolg! Dann ging es zurück zu den fünf Shiretoko-Seen. Hier buchten wir eine Wanderung mit einem Ranger durch den Wald. Wir sahen Bärenkot und Kratzspuren an den Bäumen. Einen Bären sahen wir jedoch nicht. Es ist auch nicht verwunderlich, weil unser Ranger immer viel Lärm gemacht hat und darum alle Bären sich wohl versteckt hielten oder flüchteten. War uns ja irgendwie auch wohler und dennoch wäre es toll gewesen.

Bei den Shiretoko-Seen gibt es einen fast 1 km langen, höhergelegten Holzsteg, der mit einem elektrischen Zaun gegen die Bären gesichert ist. Nach der Wanderung packten wir unsere Jasskarten in den Rucksack und gingen auf den Holzsteg. Wir wollten uns auf einer Bank auf eine längere Wartezeit einrichten und waren gerade daran, die Jasskarten auszupacken. Doch dann ging das Spektakel schon los.

Es bewegten sich die hohen Gräser und Sträucher. Was war das? Dann sahen wir die Bärin mit ihrem Jungen auftauchen. Die Jasskarten blieben im Rucksack.

Auch die Hirschkuh (oder war es ein Reh?) beobachtete die beiden Bären immer sehr genau und vergass zu fressen.

Und dann kam die Show des kleinen Bären. Er stürzte sich in den Teich und spielte mit den Lotusblüten. Verbiss sich in die Blüte, schluckte Wasser und spuckte die Blüte wieder aus. Nahm die nächste Blüte und hatte einen heiden Spass. Und wir natürlich auch.

Am nächsten Vormittag wollten wir eine Bootstour buchen. Abgesagt, zu hohe Wellen und Küstennebel. Wir fuhren darum nochmals in Richtung Shiretoko-Pass in den Sonnenschein. Dann am Strassenbord: wieder einen Bären. Diesmal einen richtig grosses Brocken, wie wir als Laien meinen.

Am Nachmittag klappte es dann mit der Bootstour. Unser Kapitän steuerte die verschiedenen Küstensehenswürdigkeiten der Westküste an: steile Klippen, spezielle Gesteinsformationen und Höhlen. Ziel wäre das Kap Shiretoko gewesen. Der Nebel an der Küste wurde jedoch stärker, je weiter wir uns dem Kap näherten. Und Wind kam auf. Der Kapitän entschied, dass wir vorzeitig umkehren würden. In Utoro war dann alles wieder normal: kein Nebel, kein Wind.

Die eigentliche Hauptattraktion dieser Bootstour sind nicht die Klippen. Es sind die Bären, die vom Boot aus beobachtet werden können. Wir sahen diverse Exemplare, die jedoch etwas weit weg waren. Einen jungen Bären konnten wir näher beobachten. Er ging am verschmutzen Strand entlang. Plötzlich kam aus den Büschen am Hang ein ausgewachsener Riese. Der junge Bär am Strand merkte noch nichts (Bilder auf der linken Seite). Der alte kam immer näher (Bilder auf der rechten Seite).

Die Situation spitze sich zu. Der junge bemerkte den alten immer noch nicht. Oder wollte er ihn nur foppen?

Dann wurde es dem alten Bären zu viel. Und er jagte den jungen über den Strand und den Hang hinauf.

Verspielte Orcas in Rausu (Pt. 32)

Die Shiretoko-Halbinsel ist ein spitzige Halbinsel und eine der abgelegensten Landschaften von Japan. Als wir am Nachmittag in Rausa ankamen, fuhren wir noch etwas der Ostküste entlang. In Rausa schien noch die Sonne. Je weiter wir gegen Osten zum Kap fuhren, desto düsterer wurde es: ein Regenbogen der feinsten Art, tiefliegende schwarze Wolken und ein fast schwarzes Meer, im Vordergrund Felsen und Schiffe, die noch durch die Sonne angestrahlt wurden. Herrlich und windig!

Am nächsten Tag: strahlendes Wetter, blauer Himmel, für uns Landratten eine ruhige See. Doch die Ausflugsboote, die entweder der Küste entlang fahren, um Bären zu suchen, oder die aufs Meer hinaus schippern, um Wale zu beobachten, fuhren nicht. Zu hohe Wellen! Zufällig stiessen wir dann im Internet wohl auf den Grund, warum die Kapitäne hier so vorsichtig sind oder so vorsichtig sein müssen. Im April 2022 sank ein Ausflugsboot mit 26 Personen.

So nahmen wir unseren Camper und fuhren wie am Vortag in Richtung Kap. Von einem Aussichtspunkt suchten wir die Küste noch Walen ab. Ein paar Mal sahen wir, wie vermutlich Wale Luft ausblasen. Auch mit dem Feldstecher war es nicht möglich, genaueres zu sehen. Dafür konnten wir die südliche Kurileninsel Kunashiri sehen, heute eine russische Insel. Vor dem zweiten Weltkrieg gehörten die südlichen Kurilen-Inseln zu Japan. Ein noch immer schwelender Konflikt zwischen Japan und Russland.

An der Ostküste gibt es zwei Stellen am Meer, wo heisses Wasser austritt. Wir hätten da ein warmes Bad nehmen können. Wobei das eine Onsenbad nur bei Ebbe genutzt werden kann (siehe Bilder in der obigen Galerie). Bei Flut ist es mit kaltem Meerwasser überschwemmt.

Wir nutzen dafür eine Outdoor-Onsen in den Bergen, die von Freiwilligen unterhalten wird. An diesem frühen Vormittag war das Männerabteil bereits gut besucht, im Frauenabteil war Anita alleine. Sie wusste darum nicht, wie so eine Aussenonsen funktioniert. Dani wurde von den vier anwesenden Japanern instruiert. Zusammen sitzt man auf Steinplatten rund um den Beckenrand, wäscht sich die Haare, seift sich ein, rasiert sich und nimmt immer wieder das sehr heisse Wasser mit einem kleinen Plastikbecken aus dem Pool und lässt es über sich laufen. Eine einfache Aussendusche! Nach gründlicher Reinigung darf man dann ins Becken.

Am nächsten Tag fuhren dann die Ausflugsboote. Eigentlich wäre unser Boot um 09:00 Uhr gefahren. Besammlung war um 8:30 Uhr. Wir waren etwas früher dort. Dann kam eine für Japan unübliche Hektik auf. Wir Passagiere mussten sofort die Schwimmwesten anziehen und kurz nach 08:30 Uhr fuhren wir schon los. Der Grund – so vermuten wir – war, dass die Orcas unmittelbar vor Rausu waren. Nach einer kurzen Fahrt waren wir schon mittendrin. Wir konnten sie nicht zählen, wir denken, dass es mehr als 30 Orcas waren, die uns umkreisten. Ob es eine Familie oder mehrere Familien waren, wussten unsere Guides nicht. Die Jungen spielten und tobten durch das Wasser, sprangen in die Höhe. Über zwei Stunden begleiteten wir diese Wale. Einfach unbeschreiblich!

Nach diesem eindrücklichen Schauspiel ging es dann über den Shiretoko-Pass an die Westküste.

Auf der Passhöhe sahen wir den höchsten Berg der Shiretoko-Halbinsel, der noch aktive Vulkan Rausu-Dake.

Wo ist der Mandschuren-Kranich? (Pt. 31)

Hokkaido ist keine kleine Insel. Über 300 km an einem Tag: das ist nicht so unser Ding. Kurz vor Ende unserer Tagesetappe sahen wir auf einem Feld einen grossen weissen Vogel mit rotem Nacken. Ist dies einer dieser Mandschurenkraniche? Sollen wir umdrehen? Wir sagten uns, nein, wenn wir jetzt schon einen solchen sehen, werden wir später noch genügend Fotos schiessen können.

Am nächsten Tag wollten wir im Nationalpark Kushiro Shitsugen diesen seltenen Manschurenkranich beobachten. Das Wetter war nicht gerade einladend. Und die Aussichtspunkte etwas weit weg von der Ebene. Mit dem Fernglas sahen wir eine Vielzahl von Hirschen, aber ein Mandschurenkranich war nicht dabei.

Regenwetter heisst Wäschetag, nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Dafür belohnten wir uns am Abend auf dem Rastplatz in Akkeshi mit Austern und Jakobsmuscheln.

Akkeshi liegt in einem Quasi-Nationalpark, so eine Art Regionalpark der Präfektur. Beim Abendessen haben wir im Prospekt des Nationalparks gelesen, dass Ende Juni / Anfangs Juli jeweils die Iris blühen. Im Ayamegahra Wildirisgarten konnten wir einen ersten Eindruck dieser Blütenpracht bekommen.

Ebenfalls besuchten wir ein Blumenfeld in der Nàhe von Hamanaka. Herrliche Blütenpracht! Aber wiederum keine Mandschurenkraniche in Sicht!

Beim Kap Kintappu sahen wir im Meer Seelöwen und natürlich viele blühende Iris. Aber wiederum keine Kraniche.

Unsere letzte Chance für ein Kranichfoto war die Halbinsel Notsuke. Die Bilder von Vögel, die wir vor die Linse bekamen, entpuppte sich dann bei genauerer Betrachtung der Bilder als Reiher. Hätten wir doch vor zwei Tagen umkehren müssen!

Auch ohne Mandschurenkranich war die Notsuke-Halbinsel eine interessante Gegend. Das Mittagessen von Dani: Jakobsmuschel-Burger. Die gesamten Zutaten kamen separat und er musste den Burger selber zusammenstellen. Übrigens: die Jakobsmuscheln waren in einer Frühlingsrolle versteckt. Eine etwas schräge Burgerkombination, oder? Dafür gabe es eine genaue Beschreibung, wie das Ganze dann aufgebaut sein muss.