Episödchen in Wakkanai

(Punkt 15 auf der Karte)

Neben kleineren „Wartungsarbeiten“ an Mensch (Erholung, Speck anfuttern für Russland, Wäsche) und Maschinen (neue Reifen und Ersatz Glühlampen beim Camper, Disk für Fotosicherung, Gasbomben für Kocher etc.) haben wir zwei kleinere Geschichten, die sich lohnen zu erzählen.

Geldwechsel Yen / Rubel

Bereits bei der Einreise in Russland sind gewisse Abgaben in Rubel zu leisten. Deshalb haben wir gedacht, wir wechseln hier in Wakkanai Yen in Rubel. Wir haben an rund CHF 1’000 gedacht, d.h. ca. 35’000 Rubel.

Wir gingen auf eine Bank und wollten den Umtausch tätigen. Zuerst füllten wir ein Formular aus und mussten neben der Adresse angeben, dass wir 35’000 Rubel wollten. Die Schalterbeamtin holte eine Riesentabelle hervor und suchte den Rubelkurs. Und dann tippte sie wie wild auf dem Taschenrechner herum. Die ersten Berechnungen stellten sie nicht zufrieden. Sie rechnete nochmals und sagte uns dann, dass sie rund 11’000 Yen möchte (also rund CHF 100). Wir fragten, ob dies wirklich stimme könne. Ja, ja, dies stimme. Wir schauten uns an und sagten uns dann, dass wir vielleicht mit dem Kurs nicht richtig liegen. So über drei Währungen im Kopf kann es schnell mal ein Kommafehler geben.

Sie nahm die 11’000 Yen und ging zum hinteren Schreibtisch, der mit einem Computer ausgerüstet war. Oh, ah und weitere Geräusche und Blicke während sicher 5 Minuten: dann kam sie wieder zu uns. Sie sagte, es stimme nicht, es wären rund 120’000 Yen. Wir gaben ihr den neuen Betrag und füllten das Formular nochmals aus.

Sie ging wieder an den hinteren Schreibtisch und tippte und tippte und tippte. Dann kam sie wieder zu uns und meinte, dass sie nur maximum 30’000 Rubel ausbezahlen kann. Dies wären 103’000 Yen. Ok, neues Formular, neues Glück.

Sie ging wieder zurück und jetzt spuckte der Drucker einen Beleg aus. Mit diesem Beleg ging sie zum Hauptkassier und holte die Genehmigung zur Auszahlung.

Nach mehr als 30 Minuten hatten wir endlich die Rubel in unseren Händen. Die Marge der Bank muss ja riesig sein, wenn Fremdwährungskäufe so lange dauern!

Zahnplombe

Dani hat vor mehreren Wochen eine Zahnplombe verloren. Soll er zu einem Zahnarzt oder nicht? Anfangs ging es gut. Jedoch seit ein paar Tagen „ziehte“ es ein wenig. Was nun? Wenn es in Russland schlimmer wird, dann doch lieber ein japanischer Zahnarzt als ein russischer? Google maps sei dank, wir luden eine Liste der Zahnärzte hier in Wakkanai mit Adresse und Standort herunter. Die ersten drei befinden sich rund um den Hafen. Wir suchten diese ersten drei auf. Alle waren sehr höflich, aber wollten Dani nicht behandeln.

Ok, wir gingen zum Tourismuscenter und fragten bei einer Auskunftsperson nach, ob sie uns helfen könnte. Wir würden bar bezahlen. Sie griff zum Telefon und konnten im zweiten Anlauf einen Termin vereinbaren. Sie zeigte uns auf der Karte, wohin wir gehen mussten. Es war einer der drei Zahnärzte, die wir schon aufgesucht hatten.

Pünktlich war Dani in der Praxis und musste erstmals in Wartezimmer. Das Wartezimmer sah richtig schmuck aus (siehe Bild 1). Es gab sogar ein „Guggerzytli“. Nach 30 Minuten kam die Zahnarztgehilfin und erklärte Dani, dass sie ihn nicht behandeln könne und wir eh den falschen Zahnarzt aufgesucht hätten. Hmhm, was lief denn hier falsch? Sie gab uns eine andere Adresse ausserhalb von Wakkanai.

Dort angekommen, schaute uns die Vorzimmerdame vorwurfsvoll an. 45 Minuten Verspätung! Wir erklärten ihr das Malheur. Sie verschwand und kam mit einer leeren Patientenakte zurück. Wir füllten sie aus.

Das Wartezimmer war hier weniger schmuck (siehe Bild 2). Man beachte die beiden PET-Flaschen an der Decke. Es tropft hier wahrscheinlich manchmal!

Zahnarzt Zahnarzt

Dann ging’s in den Behandlungsraum. In Japan bestehen viele Zahnartzpraxen nur aus einem Raum mit mehreren Behandlungsstühlen. Dieser hier war auch so. Dani wurde auf einen Stuhl geführt. Und dann kam der schon etwas ältere Zahnarzt und sah sich den Zahn an. Er bellte einen Befehl und Dani wurde in den Röntgenraum geführt. Der Röntgenraum war sehr altertümlich (noch keine digitale Fotos).

Zurück auf dem Stuhl hiess es erstmals warten. Während dieser Zeit putzte er auf dem Nebenstuhl das künstliche Gebiss eines älteren Japaners (also das Gebiss war nicht im Mund!) und plauderte mit dem Patienten. Nach dieser Reinigung war Dani’s Röntgenbild entwickelt und er begutachte es so nebenbei. Dann griff er zum Bohrer und riss Dani’s Mund mit dem Zeigefinger im Mund in die richtige Position. Er bohrte und bohrte, bis es richtig weh tat. Dann ging das Licht über dem Stuhl aus und der Bohrer stand still. Alle Knöpfe drücken nützten nichts, der Bohrer machte keine Wank mehr. Der Schweizerzahn ist scheinbar härter als ein japanischer!

Dani musste den Behandlungsstuhl wechseln und weiter ging es. Dann kam das übliche Prozedere (Füllung, Trocknen, Schleifen und so) und fertig war es. Obwohl die Geräte sehr alt waren, gibt es an der Arbeit des Zahnarztes nichts auszusetzen. Gut, er war etwas grob, aber dies kennt Dani noch vom alten Sissacher Zahnarzt bestens.

Es wird ja immer viel über die hohen japanischen Behandlungskosten geschrieben. Die neue Zahnplombe kostet uns 6’000 Yen (also rund CHF 55). Geht noch, oder?