Archiv der Kategorie: Osten Russland

Peng!

(Punkt 19 auf der Karte)

  • Warum hat es in Sibirien so viele Bäume?
  • Warum haben wir den Fahrradlenker auf dem Fahrradträger nicht um 90 Grad gebogen (wie wir dies sonst immer tun)?
  • Warum muss es immer der Platz zuvorderst am Ufer sein?
  • Warum ist der Fahrer solch ein blindes Huhn?

Fragen über Fragen, das Resultat sieht dann so aus:

Was kein Stein fertiggebracht hat, für das genügte Dani ein kleiner Schwenker.

Unser StellpPechlatz musste ja zwischen zwei Bäumen sein!

Beim Retourfahren kam eine kleine Mulde, die mit einem Hauruck zu bewältigen war. Naja, der Hauruck war etwas heftig. Der Fahrradträger schlug an den hinteren Baum und hob sich gegen die Hecktüre. Da nun der Fahrradlenker nicht um 90 Grad gebogen war, donnerte der Lenker gegen die Heckscheibe. Peng, und es war geschehen!
Pech
Mit Hilfe und Tipps russischer Spezialisten haben wir dann ein Provisorium mit Plastikfolie gebastelt.

Im Internet fanden wir, dass die nächste Mercedes-Garage in Irkutsk ist. 3 Tage fuhren wir nun mit diesem Provisorium herum. Wir vermuteten es schon, in Irkutsk erhielten wir dann die Bestätigung. Eine Vito-Heckscheibe war nicht an Lager. Das Zentrallager ist in Moskau. Die Ersatzteile, die nicht mit dem Flugzeug nach Irkutsk geliefert werden, werden mit der Bahn versendet. Dies dauert 1 bis 2 Wochen, sagte uns der Mercedes-Mitarbeiter via dem englischsprechenden Porsche-Verkäufer (Porsche-Garage ist im gleichen Gebäude). Wir schlugen vor, dass er die Heckscheibe an eine der Mercedes-Garagen auf unserem weiteren Reise bestellen soll. Nächster Fixtermin wäre am 22.07. in Novosibirsk. Wir werden sehen!

Von Irkutsk haben wir nicht so viel gesehen. Es war schon später Nachmittag, als wir die Garage verliessen. Dennoch spazierten wir noch etwas im Zentrum herum. Dann kam ein Wolkenbruch und wir waren ohne Regenschirm. In Russland werden die Dachabwasser meistens über das Trottoir direkt auf die Strasse geleitet. Und wir mit Sandalen!

Baikalsee

(Punkt 18 auf der Karte)

Nach der geglückten Fähreüberfahrt fuhren wir in gespannter Erwartung zu den östlichen Ufern des Baikalsees. In Gremyachinsk sahen wir ihn dann zum ersten Mal: den Baikalsee, wunderbar! Die Dimensionen sind einfach gewaltig: 630 km lang, mehr als 1’600 m tief, ein riesiges Süsswassermeer.

Wir blieben in dieser Region 3 Nächte und fuhren bis zu den Svyatoy Nos Bergen. Der See war gar nicht so kalt, eher erfrischend. Bei Tagestemperaturen von bis zu 32 Grad war sogar Dani ab und zu im Wasser. Dann ging es mit der gleichen Fähre zurück (diesmal waren es nur 10 Fahrzeuge). Am Südufer blieben wir nochmals 2 Nächte. Wir genossen die herrlichen Tage mit schönen Sonnenuntergängen.

Unser Rastplätze waren am See und so gewählt, dass wir mit unserem Fahrzeug – wenn auch mit etwas Mühe – wieder aus dem Sand kamen. Zum Glück regnete es nie, sonst wären wir wahrscheinlich mehrmals steckengeblieben. Mit einem 4×4 wäre es schon besser gegangen.

Unser Rastplatz in der letzten Nacht war eine Art von Gasthaus/Hotel direkt am See. Wir haben ihn ausgesucht, weil wir seit mehreren Tagen nur mit Baikalwasser geduscht hatten und am Strassenrand ein Duschsymbol angezeigt war. Wir fuhren auf sehr holprigen Wegen zum Ufer hinunter. Es war ein kleines Bijou inmitten von Abbruchhäusern. Es hatte zwar keine Duschen, dafür ein Banja (russische Badhaus mit Sauna) direkt am See. Herrlich!

Der Omul ist eine Fischart, die nur im Baikalsee heimisch ist. Wir verspeisten mehrere davon. Der Kenner bemerkt natürlich, dass auf dem ersten Foto ein Lachsstück gegrillt wurde. Wer kauft wohl all die vielen Erdbeeren? Es hatte so viele Stände am Strassenrand.

Es wird eng auf der Selenga-Fähre!

(Punkt 17 auf der Karte)

Der Selenga fliesst durch Ulan-Ude und ist der grösste Zufluss des Baikalsees. Nach dem Ausflug an die mongolische Grenze haben wir Ulan-Ude umfahren und sind Richtung Baikalsee gefahren. Wegen unseren schlechten Augen haben wir auf der Karte zu spät bemerkt, dass die letzte Brücke über den Selenga in Ulan-Ude gewesen wäre. Mit der Lupe haben wir dann auf der Karte eine Fähre gefunden.

Es handelte sich um einen viereckigen Ponton, der mit zwei Schleppbooten über den Fluss gezogen wird. Gemäss Info-Tafel war der Ponton für 6 Fahrzeuge vorgesehen. Naja, wir waren dann 11 (!) Fahrzeuge auf der Fähre. Unser Fahrzeug hatte gerade noch Platz. Den Anhänger des Nachbarfahrzeuges musste noch mit vereinten Kräften verschoben werden. Dann blieben links und rechts noch ein paar Millimeter und die Hinterräder waren an Bord. Das gesamte Ladeprozedere für die 11 Fahrzeuge dauerte eine halbe Ewigkeit. Viele Diskussionen, wie nun geladen werden soll. Alle haben mitgeredet (also wir nicht). Wer nun wirklich das Sagen hatte, war uns nicht klar.

Gehupe bis zur mongolischen Grenze

(Punkt 16 auf der Karte)

Ulan-Ude ist der Hauptort der Burjaten (eine aus der Mongolei stammende Völkergruppe). Rund 30 % sind hier Burjaten. Meist sind es Buddhisten.

In Ulan-Ude zweigt eine Strasse Richtung mongolische Grenze ab. Die Fahrt zur Grenze führt uns durch eine steppenartige Vegetation. So stellen wir uns die Mongolei vor.

Auf dem Weg zur mongolischen Grenze hat es fast auf jeder Kuppe eine buddhistische Gedenkstätte. Bei einer haben wir einen Kaffeehalt gemacht. Auf dem Parkplatz sind uns zahlreiche Münzen aufgefallen. Anita wollte sie schon alle aufheben! Beim Kaffeetrinken sind mehrere Fahrzeuge an uns vorbeigefahren und haben meist gehupt. Wir dachten, dass sie uns als Ausländer grüssen wollten. Dann hörten wir aber jeweils noch ein Klirren und sahen eine Münze durch die Luft fliegen. Wir stellen uns dies nun so vor: anstelle einem Halt und einem Gebet an der Gedenkstätte wird dem Buddha zugehupt und eine Münze auf den Parkplatz geworfen. Effizient, oder? In Ivolginskiy haben wir eines der bedeutendsten Dazan (buddhistisches Kloster) der Burjaten besucht.

Daneben haben wir auf dem Weg nach und in Kyakhta (dem Grenzort zur Mongolei) zahlreiche Kirchen gesehen. Den Blick in die Mongolei ging nur zwischen den Häusern hindurch, näher konnten wir nicht an die Grenze (letztes Bild).

Holzhäuser in und um Ulan-Ude

(Punkt 15 auf der Karte)

Auf unserem Weg quer durch Sibirien haben wir sie immer wieder angetroffen: Holzhäuser mit farbigen Läden. In und um Ulan-Ude sind sie sehr zahlreich. Es handelt sich um die ursprüngliche Bauweise vor allem der „Altgläubigen Orthodoxen“.

Die Fensterläden sind verziert und meist farbig bemalt.

Jedoch werden auch heute Einfamilienhäuser fast ausschliesslich aus Holz gebaut. Es schiessen ganze Siedlungen aus dem Boden. Wir haben den Eindruck, in Sibirien wird überall investiert. Bevor überhaupt das Haus gebaut wird, wird die Parzelle fein säuberlich mit eine hohen Lattenzaun umzäunt.

In Ulan-Ude gehört es dazu, den über 20m hohen Leninkopf zu fotografieren. Überhaupt treffen wir noch zahlreich Lenin-Monumente an.

Zahnlose Amur-Magistrale

(Punkt 14 auf der Karte)

Bis vor 10 Jahren gab es in Russland noch keine durchgehende Strasse vom Westen nach Osten. Die Amur-Magistrale, welches diese beiden Russland verbinden soll, war eines von Putin Prestigeprojekte. Im 2014 eröffnete er den letzten Abschnitt: die Amur-Magistrale von Chabarowsk nach Chita. Geteert war damals noch bei Weitem nicht alles.

Was haben wir im Internet nicht alles über den Abschnitt zwischen Belogorsk und Chita lesen können! Umleitungen von mehreren Kilometern über superprovisorische Pisten, halbe Felsen auf dem Trassee, geplatzte Reifen am Laufmeter, durchschnittlich 25 km pro Stunde, Wachsschutz für Kühlerhaube und Gitter für Kühler wegen umherfliegenden Steine unbedingt notwendig, Schlaglöcher von der Grösse einer Badewanne. Wir rechneten mit allem und haben uns gedanklich darauf vorbereitet, dass wir 4 bis 5 Tagen für diesen Abschnitt benötigen würden. In Birobidzhan hat uns der Wirt bestätigt, dass seines Wissens die Strassenverhältnisse schlecht sind. Als wir dann später auf einem Rastplatz mit einem Chauffeur ins Gespräch kamen, hat er uns gesagt, dass die Strasse vollständig geteert sei. Stimmt dies wirklich? Wir konnten es fast nicht glauben.

Und tatsächlich: auf diesen rund 1’500 km durch ein fast unbewohntes Gebiet haben wir vielleicht 200 Meter auf Schotterpisten fahren müssen (dies wegen Strassenreparaturen) und etwa 3 Schlaglöchern ausweichen müssen. Ansonsten konnten wir mit durchschnittlich 75 km/h durch die Landschaft „rasen“. Was für eine zahnlose Amur-Magistrale! Alle anderen grösseren Strassenabschnitte, die wir bis jetzt durchfuhren, waren in einem schlechteren Zustand als die Amur-Magistrale.

Zahnlos wurden wir jedoch auch fast. Die Amur-Magistrale ist zwar nun vollständig geteert. Ob es nun am Strassenbau oder am Bodenaufbau grundsätzlich liegt, auf den 1’500 km fuhren wir gefühlte 30’000 Mal über Bodenwellen. Es waren eher Monsterbodenwellen. Wir mussten jedes Mal abschätzen, ob wir die Geschwindigkeit auf 70 oder sogar auf 50 reduzieren müssen, damit wir nicht an der Decke klebten. Ein paar Mal verschätzten wir uns und es rumpelte gehörig.

Die rund 20 Stunden Fahrtzeit für diesen Abschnitt haben wir in 3 Tagen absolviert. Wir sind nach dem Mittagessen in Belogorsk gestartet und nach rund 48 Stunden in Chita angekommen. Die nachfolgende Bilderserie besteht aus stündlichen Bilder (so ungefähr) und soll Euch die durchfahrene Landschaft zeigen:

Tag 1,  ab 14:00 Uhr

Tag 2, Fahrtzeit von fast 11 Stunden, bis 21:00 Uhr!

Tag 3, Arbeitsbeginn erst um 10:00 Uhr!

China in Sichtweite – Blagoveshchensk

(Punkt 13 auf der Karte)

In Birobidzhan sollte gemäss Reiseführer der jüdische Einfluss spürbar sein, hier in Blagoveshchensk der chinesische. Denn Blagoveshchensk liegt direkt am Amur und gegenüber am anderen Ufer sieht man die chinesische Stadt Heihe. Nun, in Birobidzhan haben wir Häuser mit hebräischen Schriftzeichen gesehen und einen einzigen Juden, jedoch auf dem Markt viele chinesische Händler. Hier in Blagoveshchensk haben wir gedacht, dass wir eine Art von Chinatown antreffen werden. Fehlanzeige, entweder haben wir es nicht gefunden oder es gibt es nicht. Dafür haben wir zahlreiche chinesische Reisegruppen gesehen und gehört.

Auch haben wir an der Flusspromenade die Musik vom chinesischen Ufer gegenüber vernommen. Wird die chinesische Bevölkerung dauernd beschallt? Und wie es sich gehört, haben wir in einem chinesischen Restaurant zu Abend gegessen. Also, etwas chinesisch ist es uns schon vorgekommen!

Ansonsten haben wir ein kleines Café mit einem ausgezeichneten Espresso gefunden. Wir waren da schon fast Stammgäste.

Platter geht nicht mehr!

(Punkt 12 auf der Karte)

Mit platt meinen wir nicht unsere Reifen. Bis jetzt haben sie bestens gehalten! Mit platt meinen wir die Landschaft vor Blagoveshchensk. Die nachfolgenden Bilder haben wir vom gleichen Standort mit Blick nach Norden, Osten, Süden und Westen geschossen.

 Norden

  WestenOsten

 

 

 

SüdenDie Dimensionen sind einfach riesig. Ein paar Bilder der Landschaft zwischen Birobidzhan und Blagoveshchensk, eine Strecke von rund 500 km.

Unterwegs nach Birobidzhan

(Punkt 11 auf der Karte)

Von Wladiwostok ging es jetzt wieder den ganzen Weg zurück nach Chabarowsk. Hier füllten wir unsere Vorräte auf. Man weiss ja nie, was noch kommt! Über den Amur  inkl. einer erneuten Polizeikontrolle (diesmal mit Ausweiskontrolle) fuhren wir nach Birobidzhan.

Birobidzhan ist der Hauptort der autonomen jüdischen Republik und hat rund 80’000 Einwohner (davon ca. 3’000 Juden). Diese Kleinstadt wirkte auf uns so richtig „aufgeräumt“.

Wir sind jetzt seit mehr als 2 Wochen in Russland und dürfen sagen, dass wir meistens auf sehr freundliche und hilfsbereite Menschen gestossen sind. Die Russen sind ein sehr neugieriges Volk. Laufend werden wir angesprochen. Weil wir kein Russisch können, beschränkt sich die Konversation auf ein paar Wortwechsel in Englisch / Russisch / Zeichensprache. Mehrere Male waren wir jedoch Sparringpartner, damit die Russen ihr gelerntes Englisch (einmal auch Deutsch) üben konnten. So auch hier in Birobidzhan: der Wirt eines Restaurants hat sich zu uns gesetzt und uns während des rund 2-stündigen Abendessens viele Geschichten aus seinem und dem russischen Leben generell erzählt.

 

Wunschtraum erfüllt – Wladiwostok

(Punkt 10 auf der Karte)

WladiwostoBahnhofk – wenn Dani als kleiner Junge den Globus drehte, war die Grösse Russlands und vor allem die Stadt Wladiwostik immer wie ein Magnet. Einmal dort zu sein, dass wäre was.

Und jetzt waren wir hier! Wir standen vor dem Bahnhof der Transsibirischen Eisenbahn. 10’000 km westwärts und es ist immer noch Russland!

Eine moderne Stadt …

… der Einfluss des alten, fernen Zarenreichs jedoch immer noch spürbar …

… die strategische Wichtigkeit als Militär- und Flottenstützpunkt etwas in den Hintergrund gerückt …

… dafür voller Leben …

… mit post-sowjetischem Einkaufserlebnis und modernsten Shoppingtempels …

Der „Umweg“ von 1’700 km haben sich gelohnt!